2006

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Naturpark Bayerischer Wald e. V. mit Dachmarke Umweltbildung ausgezeichnet
Staatssekretär Bernhard verleiht Gütesiegel für Naturparkeinrichtungen

Der Naturpark Bayerischer Wald e. V. wurde in Würzburg vom Bayerischen Umweltministerium mit der Dachmarke „Umweltbildung.Bayern“ ausgezeichnet. Bildungsreferent und Geschäftsführer Hartwig Löfflmann konnte die Urkunde aus den Händen des Staatssekretärs an der Jugendbildungsstätte Unterfranken in Empfang nehmen. Neben dem Naturpark Bayerischer Wald e. V. wurde auch der Bundnaturschutz mit seinem Bildungswerk in Wiesenfelden ausgezeichnet. Damit gibt es in Niederbayern bisher insgesamt vier Träger der Dachmarke „Umweltbildung.Bayern“.

Bayern baut seine Dachmarke für außerschulische Umweltbildung aus. Umweltstaatssekretär Otmar Bernhard verlieh in Würzburg an weitere 31 Einrichtungen die Auszeichnung „Umweltbildung.Bayern“. Im vergangenen April wurden die Qualitätssiegel bereits an die ersten 41 Markenträger vergeben. Bernhard: „Die Bündelung und Vernetzung der Umweltbildung in Bayern kommt mit großen Schritten voran. Das vereinte und organisierte Auftreten ist der beste Garant dafür, Gehör zu finden und immer mehr Bürger für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und den natürlichen Lebensgrundlagen zu begeistern.“ Das Förderprogramm Umweltstationen soll im Haushalt 2007/2008 erneut um 100.000 Euro auf insgesamt nahezu 1,5 Millionen Euro erhöht werden. Daneben werden aus dem Bayerischen Umweltfonds, der im nächsten Doppelhaushalt fortgeführt werden soll, weitere Umweltbildungsmaßnahmen finanziert. Informationen zur Dachmarke, wie Kriterien und Bewerbungsunterlagen, sind zu finden unter: Umweltbildung.bayern

Umweltbildung hat einen unvermindert hohen Stellenwert in Bayern. Im partnerschaftlichen Miteinander von Nichtregierungsorganisationen und Staat ist es in mehr als 10jährigen Anstrengungen gelungen, leistungsfähige Strukturen der Umweltbildung aufzubauen. „Mit der Marketinginitiative – gemeinsam getragen von Umweltministerium, Forstministerium, Arbeitsgemeinschaft Natur und Umweltbildung (ANU), Bund Naturschutz (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Plankstettener Kreis – wird die Bedeutung außerschulischer Umweltbildung klar hervorgehoben. Die Marke ist gleichsam Qualitätssiegel und Wiedererkennungszeichen. Auf diese Weise werden die vielfältigen Leistungen der Umweltbildungseinrichtungen einheitlich und deutlich kommuniziert“, betonte Bernhard. Gewürdigt wird die Maßnahme auch vom Deutschen Nationalkomitee der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ mit der Aufnahme in den Nationalen Aktionsplan. Folgende Einrichtungen werden mit der Dachmarke neu ausgezeichnet:

Niederbayern: Naturpark Bayerischer Wald e.V.
Bund Naturschutz Bildungswerk Wiesenfelden

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Grünes Herz Europas fordert Biosphärenregion Donau-Moldau
Tourismus, Naturschutz und Landwirtschaft in einem Boot

Das Grüne Herz Europas hat am Wochenende seine jährliche Tagung der Kursreihe "Gute Nachbarschaft über Grenzen" zum Thema „Landschaft und Tourismus im 21. Jahrhundert - zukunftsfähige Modelle im Bayerischen Wald und Böhmerwald" durchgeführt. Im Vorfeld der Tagung führte der Verein, dessen Ziel eine nachhaltige und naturverträgliche Entwicklung der Donau-Moldau-Region ist, seine Mitgliederversammlung durch.

Das Grüne Herz Europas e.V. wurde 1992 mit dem Ziel einer grenzüberschreitenden gemeinsamen nachhaltigen Entwicklung des Bayerischen und des Böhmerwaldes in Ostbayern, Tschechien und Oberösterreich gegründet. Den Vorsitz hat der Ökologe und Politikwissenschaftler Gerhard Nagl, seine Stellvertreterin ist Prof. Vlasta Kroupová aus dem Böhmerwald. Es gibt neben dem ursprünglichen Verein mit Sitz in Deutschland aus rechtlichen Gründen auch Sektionen in Tschechien (Vorsitz: Radek Ther, Budweis) und Österreich (Vorsitz: Karl Zimmerhackl, Haslach). Dieses internationale "Triumvirat" hat auch an der Tagung teilgenommen.

Ein wichtiges Ergebnis der Tagung und des Workshops ist, dass sich alle Beteiligten für die Perspektive einer Biosphärenregion Donau-Moldau ausgesprochen haben. Angesichts des Artenschwundes in der bäuerlichen Kulturlandschaft und immer knapper werdender Finanzmittel für Naturschutz und Landwirtschaft fordert der Verein die Ausweitung der Biosphärenregion vom Nationalpark auf die gesamte Region. Nicht zuletzt könnte das weltweit anerkannte Prädikat der UNESCO für bedeutsame Kulturlandschaften ein neuer Impuls für den Tourismus auch außerhalb der unmittelbaren Nationalpark-Region sein. Das Konzept der „Biosphärenreservate“ gibt es seit den 70er Jahren. Es geht darum, weltweit genetische und ökologische Vielfalt über Schutzgebiete wie Nationalparke hinaus zu erhalten und gleichzeitig eine zukunftsfähige Entwicklung in diesen Regionen zu fördern. Ein Nationalpark braucht eine Pufferzone. Das macht ein Biosphärenpark mit einer Pflegezone und einer Entwicklungszone, die deutlich größer sind, als das strenge Schutzgebiet im Kern.

In Tschechien wurde bereits so verfahren, in Bayern fürchtet die Politik den Widerstand der ländlichen Bevölkerung nach den Erfahrungen mit der der Ausweitung von Nationalpark und Naturpark „wie der Teufel das Weihwasser“, wie ein Teilnehmer der Tagung bemerkte. Der Nationalpark hat den Status seit 1981, aber die Pflegezone ist zu klein, eine Entwicklungszone, von der die Bevölkerung profitieren könnte, existiert nicht. Umweltminister Schnappauf wollte das Problem durch Rückgabe des Biosphären-Status lösen. Das stieß auf deutliche Kritik zahlreicher Tagungsteilnehmer. Der Vorsitzende des Grünen Herzens, Gerhard Nagl: „Das geht gerade in die falsche Richtung. Angesichts schwindender Gelder für die Erhaltung der bäuerlichen Kulturlandschaft ist der Status einer weltweit anerkannt wertvollen Kulturlandschaft ein Geschenk für die Region, von dem Landwirtschaft, Tourismus und Naturschutz gleichermaßen profitieren können. Die Leute brauchen keine Angst vor zuviel Naturschutz zu haben. Wir wollen vielmehr, dass damit mehr Geld für verträgliche Landwirtschaft und Entwicklung außerhalb des Nationalparks in die Region kommt!“ Es wurde auch darauf hingewiesen, dass in Berchtesgaden das Biosphärenreservat ausgeweitet werde, die gegenteilige Strategie im Bayerischen Wald sei mit vernünftigen Argumenten nicht nachvollziebar.

Der Biologe Alfred Ringler, der Vater des bundesweit beispielhaften bayerischen Landschaftspflegekonzeptes, machte drastisch klar, dass mit den Kürzungen der landwirtschaftlichen Fördergelder für Kulturlandschaft und Vertragsnaturschutz, mit dem Rückgang der Tierbestände eine bisher nicht gekannte Entwicklung eine Verarmung der bäuerlichen Landschaft drohen würde. Auch viele FFH-Gebiete seien pflegebedürftig, Bayern könne so auch der Verpflichtung zur Erhaltung dieser Gebiete kaum nachkommen.

Der Vorsitzende Gerhard Nagl zeigte mit Bildern aus seiner Heimat und auch mit neueren Untersuchungsergebnissen, dass die artenreichen Wiesen im Bayerischen Wald in den nächsten Jahren völlig zu verschwinden drohen. Alleine in den letzten zehn bis 15 Jahren seien zahlreiche Fundorte von Arnika, Knabenkräutern, Schlüsselblumen und viele Margeritenwiesen verschwunden. Der Tourismus könne aber nicht bloß mit Bildern und Illusionen einer artenreichen Landschaft werben, wenn der Tourist bei uns dann die gleichen Güllewiesen und Maisäcker finde, wie bei sich zu Hause. Er forderte ein Artenschutzprogramm, das den besonderen Reichtum der Region herausarbeite und erhalte. Das sollte in die Perspektive einer Biosphärenregion Donau-Moldau eingebunden werden. In der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sah der Vorsitzende eine Chance für mehr Natur an den Bächen und Flüssen der Region.

Im Zentrum der Tagung stand der Zusammenhang von Landschaft und Tourismus. Eisensteins Bürgermeister Thomas Müller, der das Grüne Herz Europas gerne zum wiederholten Male in seiner Gemeinde begrüßte, zeigte, wie wichtig die Natur für die Touristen im Bayerischen Wald ist. Er machte die Teilnehmer am Beispiel Eisensteins nicht nur in einem einführenden Beitrag zur Tagung mit den Problemen und Chancen der touristischen Entwicklung für eine Gemeinde bekannt, er nahm sich auch die Zeit, deutsche und tschechische Besucher der Tagung am Sonntag durch den Ort zu führen, Ideen und Belastungen (wie das große Bad für die kleine Gemeinde) konkret vorzustellen. Die Verhinderung des Schwerlastverkehrs im Transit wurde als eine wichtige gemeinsame Aufgabe für Eisenstein und das Grüne Herz festgehalten.

Hartwig Löffelmann, der Geschäftsführer des Naturparks Bayerischer Wald, stellte Aufgaben und Arbeit des Naturparks vor, die Erholung und Landschaftspflege, aber auch Bildung und Regionalentwicklung einschließen. Er zeigte die große Bedeutung des Tourismus für die Region auf und wies auf die vielen Einrichtungen des Naturparks hin, die dem Tourismus dienen, wie die Infostellen, von denen im Oktober die fünfte eröffnet wurde.

Václav Polák trug den tschechischen Beitrag zur Tourismus-Tagung vor, ein Gemeinschaftswerk mit der 2. Vorsitzenden Prof. Vlasta Kroupová und dem Vorsitzenden des tschechischen Grünen Herzens, Radek Ther. Die Tschechen kritisierten neue touristische Einrichtungen für den Massentourismus, zahlreiche neue Baugebiete um den Lipno-Stausee, auch die Gefährdung der Natur durch neuen Skitourismus auch im ehemaligen Militärübungsplatz Boletice. Eine alternative Strategie zum Massentourismus an der Grenze sehen sie in der Entwicklung des Tourismus in den Gebieten, die weiter im Osten anschließen.

Josef Wanninger vom Nationalpark Bayerischer Wald wies darauf hin, dass nur der Nationalpark, der viele Millionen Euro in die Region holt, mit dem wilden Wald werben könne. In der Vergangenheit hätten viele Gemeinden nur den eigenen Kirchturm vermarkten wollen, es sollte aber das Gemeinsame und Besondere der Nationalparkregion hervorgehoben werden. Als Beispiel dafür zeigte er die Kampagne „Tierisch wild!“, für die Grafenau und Neuschönau schon auf der Bundesgartenschau vorgearbeitet hatten. Jede Gemeinde sucht sich ein Wildtier aus und hat damit ein touristisches Identifikationsobjekt. Weiter stellte er die „Nationalpark-Partner“ vor, Hotels und andere touristische Betriebe, die anspruchsvolle Qualität und regionale Produkte mit dem Nationalpark verbinden. Auch Wanninger zeigte sich enttäuscht, dass das Umfeld des Nationalparks nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung doch nicht Biosphärenreservat werden sollte.

Georg Steiner, der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ostbayern, machte es sich zur Aufgabe, zu zeigen, was der Tourist nicht will. Der Tourist will keine geteerten Wege, sondern naturbelassene, eher schmale Wege und Pfade. Er will Abwechslung, Stille, naturnahe Gewässer und eindrucksvolle Aussichten. Den Versuch, das dem Wanderer zu zeigen, hat der Tourismusverband mit dem Goldsteig-Weg gemacht. Vorsitzender Nagl versprach, ihn im Bemühen um Aussichten im Wald zu unterstützen.

Irene Blendinger, die Waldführerin macht und viel mit Kindern arbeitet, brachte dem Publikum die praktische Seite von Naturerfahrung und Naturspielen näher. Sie berichtete von Konzepten der Naturpädagogik, vor allem aber von der Erfahrung, mit Kopf, Herz und Hand mit der Natur in Berührung zu kommen.

Michael Haug wies auf das Kapital der Region an seltenen Großtieren hin, auf das Wolfs- und Bärenerwartungsland. Sein eigentliches Thema war jedoch der Verkehr. Er forderte eine nachhaltige Mobilität für Touristen und Einheimische. Er kritisierte dreispurige Ausbaupläne für die B 12 bei Freyung und wies andererseits auf die nicht vorhandene Bahnanbindung zwischen Südböhmen und dem südlichen Bayerwald hin. Als positive Beispiele nannte er eine Stelle für Verkehrsentwicklung im Landratsamt Regen. Auch kämen zum Haus der Wildnis schon 15-20 % der Besucher mit der Bahn.

Die Teilnehmer waren sich einig, dass Tourismus und Naturschutz bzw. artenreiche Landschaft immer mehr aufeinander angewiesen sind und bei vernünftiger Zusammenarbeit enorm voneinander profitieren können. Zersiedelung, Durchgangs-Schwerlastverkehr, Nutzungsaufgabe oder Projekte, die auf eine Massentourismus-Vermarktung zielen, wie am Lipno-Stausee in Tschechien, sind weder der Natur noch einem hochwertigen Tourismus förderlich.

Am Abend kamen die Teilnehmer in den Genuss eines außergewöhnlichen Bildervortrages von Dr. Josef Heringer, der früher die Landschaftsführer im Bayerischen Wald ausbildete. Unter dem Motto „Heimat entgrenzt - wunder- und wanderbar“ zeigte er einen großen Bogen von der Heimat Welt bis zur Heimat der bayerischen Dörfer und Landschaften, die beide in Gefahr sind, unter die Räder zu geraten. Er zeigte die Gärten und Bäume, die unterschiedlichen Hausformen, die der Landschaft ein Gesicht geben, aber auch die modernen Bausünden in Landschaft und Hauskultur. Sein Fazit war: Wir können die Heimat nicht abtun, aber wir brauchen eine zukunftsfähige Heimat, die für den entfremdeten Menschen noch Blüten am Weg hat.

Am Sonntag begann der Workshop-Teil der Tagung mit Impulsreferaten zum Artenschutz und zur kommunalen Agenda 21. Dr. Willy Zahlheimer von der Regierung von Niederbayern stellte das Konzept einer Betreuung gefährdeter Pflanzenvorkommen durch ehrenamtlich organisierte Gruppen in den Landkreisen vor. Das Konzept dieser „Aktion Florenschutz“, das persönliche Verantwortung und die Weitergabe von Kenntnissen fördert, fand große Zustimmung. Im Anschluss daran wurde beschlossen, das Grüne Herz sollte jedes Jahr auch für die Region eine Pflanze aussuchen, der besondere Aufmerksamkeit geschenkt würde. Als Kandidaten wurden schon einmal Flachbärlappe, Mondrauten und Silberdisteln in Erwägung gezogen. Auch eine Widerbelebung der historischen Birkenbergwirtschaft, Feldkultur, die von Brennholzwald abgelöst wird, wurde diskutiert. Eine mögliche Beteiligung an der Landesgartenschau in Waldkirchen wurde allgemein begrüßt. Grünes-Herz-Vorsitzender Gerhard Nagl zog den Bogen zur deutschen Biodiversitäts-Strategie: Es müsse herausgearbeitet werden, wo in der Region zielgerichtet Artenschutz nötig sei, in Deutschland müsse die Region mit ihrer großen Bedeutung für den Artenschutz in Mitteleuropa besonders gefördert werden. Damit war man wiederum bei der Forderung nach einer Biosphärenregion.

Das zweite Impulsreferat kam von der Zwieseler Agenda- und Umweltbeauftragten Siegrid Weiß. Sie stellte die 1992 in Rio von den Staaten beschlossene Agenda 21, das Leitbild und die weitere Arbeit der Zwieseler Agenda 21 vor. Die Teilnehmer aus der Region berichteten über ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit der Entwicklung von Bürger-Engagement im Rahmen der gemeindlichen Agenda 21. Als besonders wichtig wurde von den Teilnehmern die Verhinderung von weiteren Staustufen für die noch frei fließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen angesehen. Das Grüne Herz Europas hat die übergreifende und grenzüberschreitende Perspektive einer nachhaltigen Regionalentwicklung. Auch aus dieser Perspektive wurden Biosphärenpark bzw. die Biosphärenregion Donau-Moldau als guter Lösungsansatz der regionalen Entwicklung für Einheimische und Touristen gesehen. Für 2007 wurde beschlossen, weiter an der Entwicklung dieser Idee zu arbeiten.

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10 Jahre Luchsprojekt im Bayerischen Wald
Naturpark Bayerischer Wald e.V. zieht Bilanz

Der Luchs ist zurück in den Bayerisch-Böhmischen Waldgebieten. Zwischen Passau und Bayreuth leben 20-30 erwachsene Tiere. Schon seit Ende der achtziger Jahre sind vereinzelt Luchse von Tschechien nach Bayern eingewandert. Inzwischen gibt es flächendeckend Hinweise darauf, dass der Luchs im Fichtelgebirge, im Oberpfälzer und Bayerischen Wald neuen Lebensraum gefunden hat. Dies ist ein Ergebnis des Luchsprojekts des Naturparks Bayerischer Wald e.V.. Seit 10 Jahren werden hier systematisch Daten zur Verbreitung dieser Tierart im ostbayerischen Raum erhoben.

Doch die Rückkehr des Luchses sehen nicht alle mit Wohlwollen. Nutztierhalter fürchten um ihre Schafe und manche Jäger begreifen den Luchs als Konkurrenten um das Rehwild. Denn Rehe sind die Hauptbeute der etwa schäferhundgroßen Katzenart. „Dass da Konflikte nicht ausbleiben, ist klar.“ meint Manfred Wölfl, der das Projekt seit Beginn an leitet. Deshalb nahm er die Sorgen und Nöte der Betroffenen ernst und stieß 1997 die Einrichtung eines so genannten Luchsfonds an.
Landesjagdverband, Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz stellten zusammen mit dem Naturpark eine Summe von ca. 6.000 Euro zur Verfügung. Daraus werden Schäden an Nutztieren, die nachweislich vom Luchs verursacht wurden, ausgeglichen. Ein Konfliktmanagement, das funktioniert. Etwa ein Viertel der gemeldeten Todesfälle bei Nutztieren sind tatsächlich auf den Luchs zurückzuführen. Für alle anderen Fälle sind Hund, Fuchs oder Krankheiten verantwortlich.
Nachzuweisen, wer jeweils der Verursacher ist, ist nicht ganz einfach. Deshalb hat Manfred Wölfl gemeinsam mit dem Jagdverband so genannte Luchsberater ausgebildet. Sie begutachten Risse an Nutz- oder Wildtieren und leiten bei Luchsverdacht weitere Schritte ein. Für vom Luchs gerissene Tiere (Reh, Hirsch, Muffelwild) zahlt der Bayerische Jagdverband eine Meldeprämie von 51 bzw. 102 Euro. „Wir verfolgen damit zwei Ziele“, sagt Eric Imm von der Wildland Stiftung, „ Wir möchten damit fördern, dass uns möglichst viele Risse gemeldet werden. So können wir uns ein besseres Bild von der Verbreitung des Luchses machen. Außerdem entschädigt die Meldeprämie den Jäger für das entgangene Wildbret, nicht aber für die entgangene Jagdgelegenheit. Schließlich ist das Reh für unsere Jäger ebenso wie für den Luchs die wichtigste Wildart.“
Neben dem Sammeln von Luchshinweisen durch ansässige Jäger und Artenschützer war auch die radiotelemetrische Forschung des Luchsprojekts ganz wesentlich daran beteiligt, Daten zu Lebensweise und Nahrungswahl zu gewinnen. Am 29. Dezember 2000 wurde zum ersten Mal in Deutschland einem Luchs ein Senderhalsband umgelegt. Bei Drachselsried im Zellertal ging die Luchsin Andra den Mitarbeitern des Luchsprojekts in die Falle. Seitdem wurden drei weitere Luchse gefangen und besendert: Beran, Chica und Don. Sie zeigten, welch enormen Raumbedarf ein einzelner Luchs hat. Im Schnitt sind das 100 Quadratkilometer, aber es können auch einmal 300 km2 sein, vor allem wenn man ein Luchsmännchen ist und Kontakt zu möglichst vielen Weibchen sucht. „Die Telemetrie ist kein Selbstzweck, sie unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit vor Ort und viele Jäger staunen über so große Territorien“, erklärt Manfred Wölfl. „Viele können sich schwer vorstellen, dass ein Luchs in einer Nacht 20-30 km zurücklegen kann, und dass der Luchs, der heute hier und morgen dort ist, wirklich ein und derselbe Luchs ist.“ Im Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald werden derzeit die Beziehungen von Luchs, Reh und Rotwild genauer untersucht, um der Diskussion weitere fachliche Grundlagen zu geben. Die oft geäußerte Befürchtung, dass Luchse in Massen auftreten, kann durch die radiotelemetrischen Ergebnisse entkräftet werden.
Dennoch gibt es nach wie vor Vorbehalte, die ernst genommen werden müssen. Das langfristige Überleben der Luchspopulation ist längst nicht gesichert“, weiß Sybille Wölfl, Mitarbeiterin des Luchsprojekts. „Es reichen wenige Ausfälle pro Jahr bei den erwachsenen Tieren, und die Population stirbt erneut aus, wie vor 150 Jahren.“
Ein wesentlicher Schwerpunkt der zukünftigen Arbeiten im Luchsprojekt des Naturparks Bayerischer Wald e.V. liegt deshalb darin, die Akzeptanz für diese Tierart zu fördern, die Interessensgruppen zu einem Miteinander zu bewegen, um einen Ausgleich aller Interessen – auch denen des Luchses – zu erreichen. Lesen Sie mehr zum Luchsprojekt unter Luchsprojekt.de

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Europa-Abgeordneter Manfred Weber zu Gast im Grenzbahnhof Eisenstein
Schlüsselprojekt Grenzbahnhof braucht Unterstützung

Es herrscht Aufbruchstimmung in Bayerisch Eisenstein. Bürgermeister Thomas Müller hatte den Europa-Abgeordneten Manfred Weber zu Besuch in seiner Gemeinde. Diese Gelegenheit nutzte man, um dem Europaparlamentarier in einem etwa eineinhalbstündigem Rundgang den Grenzbahnhof vorzustellen. Erster Bürgermeister und dritter Naturpark-Vorsitzender Thomas Müller begrüßte kurz in der Historischen Halle des Grenzbahnhofes. Anschließend informierten der 1. Vorsitzende Heinrich Schmidt und Hartwig Löfflmann über das bestehende Infozentrum Grenzbahnhof des Naturpark Bayerischer Wald e.V.. Ein Rundgang durch den nicht renovierten deutschen Bahnhofsteil unterstrich die Sanierungsbedürftigkeit des Gebäudes. Der Naturpark Bayerischer Wald e.V. hatte dazu einen Konzeptentwurf ausgearbeitet und an Manfred Weber, MdEP, und Helmut Brunner, MdL, überreicht.

Nun besteht das Kunststück aller Verantwortlichen darin, möglichst viele Förderstellen mit in das Boot zu holen. In einem ersten Bauabschnitt sollen Agentur für Arbeit und VHS Regen, für die Herbert Unnasch an dem Termin teilnahm, im Rahmen eines Langzeitarbeitslosenprojektes für die Entrümpelung und Entkernung des Gebäudes sorgen. Der Grenzbahnhof soll auch in Sachen Bauökologie und Energiesparen in einem historischen Gebäude zu einem Modellprojekt werden.

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Dieselherstellung aus landwirtschaftlichen Produkten
Dr. Christian Koch von Fa. ALPHAKAT im Naturpark-Informationshaus

Der Erfinder der katalytischen drucklosen Verölung, Dr. Christian Koch von der Fa. ALPHAKAT aus Buttenheim, referierte im Naturpark-Informationshaus. Bildungsreferent Hartwig Löfflmann konnte zusammen mit dem Arbeitskreis Energie dazu gut 30 interessierte Teilnehmer begrüßen, die den Prozess der Dieselherstellung aus landwirtschaftlichen Produkten und Reststoffen näher erläutert haben wollten.

Dr. Koch schilderte zunächst die Bedingungen auf der Erde, die vor Jahrmillionen zur Bildung von Erdöl und anderen ähnlichen Substanzen geführt hatten. Koch selbst kommt aus der Wirtschaft, und ist seit über 35 Jahren in der Forschung tätig, zuletzt im intensiven Kontakt mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. Dr. Koch bemühte sich, die komplizierten chemischen Vorgänge und die aufwändige Technik mit einfacher Sprache zu erläutern. Dabei geht es darum, den Prozess der Erdölentstehung innerhalb etwa 3 Minuten nachzuvollziehen. Seine Ausgangsmaterialien sind beispielsweise alle Arten von Pflanzen und Pflanzenresten, Holz, Schweröle, Teere, Hausmüll und Kläranlagenabfälle sowie Kunststoffe bis hin zum Elektronikschrott. Auf der Erde hat es etwa 300 Millionen Jahre gedauert, bis Diesel entstanden ist. Mit seiner „Katalytischen Verölung“ kann Koch bei Temperaturen unter 400° C, jedenfalls in einem Bereich, in dem keine Dioxine entstehen, in einem Zeitraum von etwa 3 Minuten diesen Prozess ablaufen lassen. Der entstehende Diesel hat eine wesentlich höhere Qualität als der herkömmliche Diesel. Damit fallen auch weniger Abgase an. Diesel hat die höchste Energiedichte und ist in dieser Beziehung jedem anderen Brennstoff überlegen. Für die Anlagenprozesse selbst werden etwa 10 % des erzeugten Diesels wieder verbraucht und etwa 90% dabei gewonnen. Aus etwa 3,4 kg Holz lässt sich 1 Liter Diesel herstellen. Die höchsten Erträge kommen aus anderen Pflanzenarten wie z.B. Miscantus. Voraussetzung ist, dass die Pflanzenmaterialien geschreddert werden, damit sie eine große Angriffsoberfläche für die Katalysatoren bieten.

Leider droht die Entwicklung an Deutschland vorbei zu laufen. Es gibt bisher eine Anlage in Mexiko, die Kanadier sind gerade dabei eine Anlage aufzubauen und Anfragen gibt es aus Spanien, Italien und Indien. In Deutschland scheint die Genehmigungsbürokratie das Ganze zu verhindern.

Dabei könnte dezentral in der Region eine „Ölquelle“ erschlossen werden, die kurze Transportwege garantiert. Nach Angaben von Dr. Koch interessiert sich derzeit Tirschenreuth für eine derartige Anlage, finanziert von Schweizer Investoren. Die Abnahme des Kraftstoffes garantiert Dr. Koch, weil sehr viele Speditionen bereits Interesse gezeigt haben.

Trotz des kompakten Vortrags von nur etwa 1 Stunde ergab sich eine lange Diskussion und intensive Fragerunde. Es wurden die Themen bis hin zur Grundstücksgröße für eine derartige Anlage und eventuellen Investoren angesprochen. Klar war jedem der Teilnehmer, dass wir mit unsrem Energiegebaren so nicht weitermachen können. Kanada hatte 1999 die Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes um 20 % bis zum Jahr 2005 beschlossen. Die Tatsache ist, dass der Kohlendioxid-Ausstoß dagegen um 20 % angestiegen ist.

Mit dem Hinweis auf ein neues Bildungsprogramm für das kommende Jahr ab Januar 2007 verabschiedete Bildungsreferent Hartwig Löfflmann die wissbegierigen Teilnehmer, die teilweise von weit her zu dieser Veranstaltung angereist waren. Nähere Informationen gibt es im Internet auf der Seite www.alphakat.de.

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Naturpark informiert über das Todtenauer Moor
Einziges großes Moorgebiet im Vorderen Bayerischen Wald

Im Rahmen des Naturparkbildungsprogramms informierte der Naturpark Bayerischer Wald e.V. über das Todtenauer Moor bei Dösingerried in der Gemeinde Kirchberg. Referentin war die Landschaftsarchitektin Elisabeth Schröder aus Regen. Sie hatte bereits ihre Diplomarbeit darüber geschrieben. Im Rahmen eines bebilderten Vortrages ging sie auf die Definition der Moore, das Naturschutzgebiet und den dazugehörigen Pflege- und Entwicklungsplan ein.

Im Jahre 1983 wurde das 148 ha Große Moorgebiet als zweitgrößtes Naturschutzgebiet im Landkreis Regen ausgewiesen. Bei den Mooren unterscheidet man Niedermoore, Zwischenmoore und Hochmoore. Während Niedermoore vom Grundwasser gespeist werden, werden Hochmoore nur noch vom Niederschlagswasser versorgt. In Hochmooren wächst der Torf nur wenige Millimeter pro Jahr. Das Milieu ist sehr sauer, es herrscht Nährstoffmangel und nur eine speziell daran angepasste Flora und Fauna kann dort überleben. Moore entstanden nach der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren. Auch viele Eiszeitreliktarten sind dort erhalten geblieben. Torfmoose, das Wollgras als typisches Eiszeitrelikt aber auch Sumpfblutauge und Schnabelsäcke sind Beispiele aus der Botanik. Aber auch bei Schmetterlingen und Libellen gibt es interessante Vertreter.

Im Naturschutzgebiet unterscheidet man fünf große Moorkomplexe, die Todtenau, die Reischau, die Dornerau, die Muckenau und die Höllenau.

Die Ziele bestehen darin diesen national bedeutsamen Moorkomplex mit seinen typischen Lebensräumen und seinen charakteristischen Wasserhaushalt zu erhalten. Weil der Waldanteil seit 1948 stark zugenommen hat, will man dies zukünftig wieder zurückschführen. Dazu wurde versucht, möglichst viele Flächen in die öffentliche Hand zu bekommen. Sobald nicht standortsgemäße Fichtenaufforstungen beseitigt sind, müssen extensive Nutzung und Pflege die Flächen erhalten helfen. Im Rahmen der Diskussion wurde dann auch auf das derzeit laufende Projekt des Landkreises Regen unter Federführung von FD a. D. Horst Klarhauser hingewiesen. Mit Unterstützung des Amtes für ländliche Entwicklung und des Landkreises Regen sollen Lebensräume optimiert werden und als Fernziel eine Lebensmöglichkeit für Birkhühner, die im Jahr 1978 dort ausgestorben sind, geschaffen werden.

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Naturpark Bayerischer Wald e.V. stellt naturkundliche Besonderheiten des Großen Arbers vor
Dr. Franz Leibl und Elke Ohland Autoren der neuen Arberbroschüre

Unter dem Titel Der Große Arber – Der „König des Bayerischen Waldes“ ist vom Naturpark Bayerischer Wald e.V. ein 30 seitiges Werk erschienen, das die Besonderheiten der Arberregion in ausführlicher Weise beschreibt und mit vielen Farbfotos dokumentiert. Die Broschüre enthält eine separate Wanderkarte mit neun Routenbeschreibungen für die Hauptwanderrungen im Arbergebiet. Autoren waren Dr. Franz Leibl von der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern und Elke Ohland, die ehemalige Gebietsbetreuerin des Naturpark Bayerischer Wald e.V. für die Arberregion. Präsentiert wurde die Broschüre am Großen Arbersee. Erhältlich ist sie ab sofort in allen Infozentren des Naturparks.

Die Broschüre stellt vor allem die naturräumlichen Besonderheiten der Arberregion in den Mittelpunkt, von der Entstehungsgeschichte angefangen bis zur heutigen Tier- und Pflanzenwelt. Besondere Lebensräume, wie die Arberseen oder die Gipfelregion, werden dabei separat beschrieben. Anhand von Abbildungen werden beispielsweise die besonderen Pflanzen dieser Region aufgeführt, wie die Dreiblatt-Binse, die Zwittrige Krähenbeere oder das Felsen-Straußgras.
Auch durchleuchtet das Werk den Einfluss des Menschen auf diesen Berg näher. Wie verhält es sich z.B. mit der Nutzungsgeschichte der Wälder, den Sommer- und Wintertourismus. Welche Auswirkungen ergaben und ergeben sich durch diese vielseitigen menschlichen Einflüsse auf die einzigartige Natur des höchsten Berges im Bayerischen Wald.
Hier erfährt der Leser, dass der Arber nicht immer so ein beliebtes Ausflugsziel war, wie es heute mit etwa 1 Million Besucher pro Jahr der Fall ist. Dazu ein kurzer Auszug aus der Broschüre: „Nachdem der Arber lange Zeit bei den Einheimischen als unheimlicher und verrufener Ort galt, wurde er von ihnen, sofern sie nicht unbedingt dort zu arbeiten hatten, weitgehend gemieden. Viele unerklärliche Dinge und unheimliche Erlebnisse fanden ihren Niederschlag in den vielen Sagen, die sich um Gipfel und Seen ranken. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten „Sommerfrischler“ zum Bergwandern in den Bayerischen Wald....“.
Durch dieses wachsende Interesse der Bevölkerung am Großen Arber, wurden bereits frühzeitig Maßnahmen zum Schutz der Region ergriffen. So wurden 1939 zwei Naturschutzgebiete ausgewiesen. Zum Einen das Naturschutzgebiet „Großer Arbersee und die Arberseewand“, das mit seiner 400 m steil aufragenden Felswand eines der letzten Urwaldrelikte mit einem bis über 500jährigen Baumbestand aufweist. Es ist Zufluchtsort für viele seltene Vogelarten, wie den Wanderfalken, den Weißrückenspecht oder den Dreizehenspecht. Zum Anderen das „Riesloch“ mit einem besonders reizvollen Naturschauspiel, den größten Wasserfällen des Bayerischen Waldes. Im Jahr 1959 wurde der „Kleine Arbersee“ als drittes und größtes Naturschutzgebiet der Arberregion mit aufgenommen. Dieses wurde 1998 von 307,5 ha auf 403 ha vergrößert wurde.
Noch viele weitere Hintergrundinformationen zu all diesen Themen hält die neue Broschüre bereit. Sie soll auch zur Besucherlenkung und zu einem naturverträglichen Umgang mit der wertvollen Naturausstattung am Arber beitragen.

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Tag der Natur- und Landschaftsführer 2006 am Großen Arber
Naturpark-Gebietsbetreuer informierten

Am vorletzten Oktober – Sonntag fanden sich die Natur- und Landschaftsführer am Großen Arber ein, um naturkundliche Besonderheiten und die Natur- und Pflanzenwelt des „Höchsten“ näher unter die Lupe zu nehmen. Dank des schönen sonnigen Herbstwetters versammelte sich eine große Gruppe der Naturliebhaber, darunter auch tschechische Natur- und Landschaftsführer, an der Abergondelstation. Begrüßt wurden Sie vom Bildungsreferenten des Naturpark Bayerischer Wald e.V., Hartwig Löfflmann. Im Anschluss machte sich die Gruppe zusammen mit den beiden Gebietsbetreuern Arnold Multerer (Naturpark Bayerischer Wald e.V.) und Caroline Stautner (Naturpark Oberer Bayerischer Wald e.V.) auf den Weg zum Arbergipfel.

Der Gipfelbereich zeichnet sich durch eine langanhaltende Schneebedeckung von ca. 250 Tagen im Jahr, strenge Winter und kurze Vegetationsperioden aus. Deshalb finden sich hier einige Überlebenskünstler wie zahlreiche Eiszeitreliktpflanzen, die am Großen Arber ein Rückzugsgebiet haben. Arnold Multerer zeigte den Teilnehmern in diesem Zusammenhang einige besondere Pflanzen, die typische für den Arbergipfel sind, wie zum Beispiel die Dreispaltige Binse, den Ungarischen Enzian oder das Borstgras. Auch erfuhr die Exkursionsgruppe von ihm, dass sich eines der wenigen und sogar das deutschlandweit größte Verbreitungsgebiete des Krausen Rollfarns am Arbergipfel befindet. Dieser Farn ähnelt einer Petersilie und wächst versteckt in den Ritzen dreier Felsriegel am Gipfelplateau.
Interessiert zeigten sich die Teilnehmer nicht nur an naturkundlichen Informationen, sondern auch an geschichtlichen Ereignissen, wie dem Bau und dem Betrieb der Nato-Radarstation. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung wurde und wird die Radarstation am Arber lediglich zur deutschen Luftraumüberwachung in einem Radius von etwa 450 km genutzt, wussten die Gebietsbetreuer zu berichten. Im Gegensatz dazu diente die Radarstation am Hohen Bogen als „Horchposten“ zum benachbarten Land.
Da sich der Nebel während des Rundweges lüftete, konnten die Teilnehmer einen Blick auf den Kleinen Arbersee mit den „Schwimmenden Inseln“ werfen. An Hand von älteren Aufnahmen verglich die Exkursionsgruppe die Lage der Inseln, die sich je nach Wind und Wetter ändert. Caroline Stautner berichtete, dass durch den heftigen Wind der vergangenen drei Wochen, eine der Inseln fast täglich ihre Position änderte.

Das Gipfelkreuz war gleichzeitig Rastpunkt der Wanderung. Im Anschluss führte Arnold Multerer die Gruppe weiter Richtung Urwald der Arberseewand. Bei diesem Abstieg waren die vier großräumigen Vegetationszonen, welche die Gruppe durchschritt, sehr deutlich erkennbar. Als erstes der baumfreie Gipfelbereich mit Heiden und Borstgrasvegetation, anschließend die Latschenregion und der daran angrenzende natürliche Hochlagenfichtenwald, der auf etwa 1200 m über dem Meeresspiegel in die Bergmischwaldzone übergeht. Diesen Übergang konnte die Gruppe vor allem vom Großen Arbersee mit Blick auf die Seewand gut nachvollziehen. Der Bergmischwald mit seinem bereits herbstlich bunt gefärbten Laubbäumen, allem voran der Buche, setzt sich hier sehr gut vom dunklen Hochlagenfichtenwald ab, der an der Sichtkante der Seewand beginnt.
Im Naturschutzgebiet der Seewand zeigte Arnold Multerer die Besonderheiten des Urwaldcharakters an einigen Exemplaren. So bildet sich z.B. der natürlichen Jungfichtenaufwuchs auf abgestorbenen, am Boden liegenden Bäumen. Der Ranger verwies hier auf die Standortvorteile des Jungwuchses, die eine erhöhte Lage einnehmen. Dadurch haben sie eine wesentlich längere Zeit im Jahre zur Verfügung, um aufwachsen zu können, als die am Boden keimenden Jungbäume.
In diesem Zusammenhang konnte er der Gruppe erklären, warum viele Bäume Stelzwurzeln ausbilden: „Nachdem die Jungfichten auf dem liegenden Totholz gekeimt haben, und nach vielen Jahren bzw. Jahrzehnten stark an Höhe zugewachsen sind, verrottet der alte Baumstamm. Bis dahin hat der Jungfichtenaufwuchs bereits ein so massives Wurzelwerk um das Altholz gebildet, dass durch das verrottende Altholz regelrecht eine Höhle zwischen den Wurzeln übrig bleibt. Somit sehen diese Bäume aus, als würden sie auf Stelzen stehen.“
Abschließend drehten die Natur- und Landschaftsführer noch eine Runde um den Großen Arbersee und erfuhren von Multerer näheres über die Entstehungsgeschichte dieses Eiszeitsees. Nachdem noch einige standorttypische Vögel und Pflanzen besprochen wurden, kehrte die gesamte Truppe in der angrenzenden Seegaststätte ein. Hier bekamen die Teilnehmer vom Naturpark noch etliche Broschüren an die Hand, um ihr Wissen über das Arbermassiv und den gesamten Naturpark Bayerischen Wald vertiefen zu können.

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Naturpark eröffnet Bilder-Ausstellung im Grenzbahnhof
Martha Jung aus Regen präsentiert Aquarelle

Im Grenzbahnhof Bayer. Eisenstein präsentierte der Naturpark Bayerischer Wald e.V. zusammen mit Martha Jung aus Regen am vergangenen Freitag eine neue Bilder-Ausstellung. Die gebürtige Regenerin Martha Jung, bekannt für gegenständliche Malerei, zeigt bis zum Frühjahr 2007 im Veranstaltungsraum des Grenzbahnhofs Bayer. Eisenstein 32 Exponate.

Martha Jung studierte in Würzburg und Wien Jura, Volks- und Betriebswirtschaft. Sie war an den Realschulen in Viechtach und Regen tätig, und zuletzt von 1974 bis 1985 Direktorin der Staatl. Realschule Regen.

Ihr Hobby war die Malerei. Schwerpunkt dabei lag auf den Aquarellen.

Im Grenzbahnhof kann man Landschaften des Bayerischen Waldes, Blumen, aber auch historische Gebäude wiederfinden.

Bildungsreferent Hartwig Löfflmann dankte allen Helfern und besonders der Künstlerin Martha Jung, Vladimir Mares überreichte für die Nationalparkverwaltung Sumava einen Blumenstrauß. Nach einer kleinen Bewirtung und einem Rundgang durch die Ausstellung endete die Feierstunde im Grenzbahnhof.

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„Vom (K)Altbau zum Sonnenhaus“
Den Wert von Gebäuden durch zukunftsweisende Sanierung erhalten

Der AGENDA - Arbeitskreis Energie und Verkehr und der Naturpark Bayerischer Wald e.V. hatten zu einem gemeinsamen Vortrag in das Naturpark-Informationshaus eingeladen. Hartwig Löfflmann betonte in seiner Begrüßung die Wichtigkeit der Energieeinsparung vor allem in der Altbausubstanz. Mit dem Referenten Georg Dasch aus Straubing, gleichzeitig Vorsitzender des Sonnenhaus-Institutes, konnte ein engagierter Verfechter von Solarhäusern gewonnen werden.

Dasch ging zunächst auf die Situation bei den fossilen Brennstoffen Gas und Öl ein. Alle Länder der Erde zusammen hatten im Jahr 2000 etwa die Hälfte des weltweit vorhandenen Erdöls ausgebeutet. Die Preise werden ständig weiter steigen. Erdöl, so Dasch, wird es noch in Hunderten von Jahren geben, die Menge wird sehr gering werden und damit der Preis sehr hoch. Dass die Kernenergie keine Alternative zur Gebäudeheizung ist, belegt Dasch mit entsprechenden Zahlen. Derzeit macht der Kernenergie-Anteil weltweit gerade einmal drei Prozent aus. Das Uran geht aber noch vor dem Erdöl zu Ende, sagen selbst die Atomexperten. Beim Erdgas ist der Treibhauseffekt sogar um den Faktor 38 höher als bei CO2, also ist auch dies keine vernünftige Alternative, obwohl derzeit sehr für diese „angeblich umweltfreundliche“ Energieform geworben wird.

Die beste Möglichkeit das Klima zu schützen und künftig sein privates, hart erarbeitetes Geld zu sparen, ist deswegen die Gebäudesanierung. Dies eröffnet gleichzeitig neue Arbeitsplätze für das Handwerk und in der Baubranche. Die Förderprogramme des Bundes und der Banken gehen hier in die richtige Richtung. Nähere Informationen dazu gibt es bei den Hausbanken.

Falls feuchtes Mauerwerk vorhanden ist, muss man zunächst die Feuchtigkeit im Mauerwerk von unten her in den Griff bekommen. Dann müssen Fassadendämmung und Dachdämmung in einem vernünftigen Maße angebracht werden, zusammen mit neuen, dichten Fenstern. Thermographieaufnahmen, welche die Wärmeverluste mit Kameras aufspüren oder „Blower - Door“ - Tests, die Winddichtigkeit von Gebäuden zeigen, können als Hilfsmittel dienen. Schwachstellen sind immer alte Rollokästen und auskragende Betonplatten zum Beispiel bei Balkonen oder Garagen. Diese leiten die Kälte in die Gebäude. Die Solarnutzung nach Möglichkeit mit großen Kollektorflächen und großen Pufferspeichern gehört untrennbar zu einer zeitgemäßen Sanierung. Der restliche, noch verbleibende Energiebedarf lässt sich dann mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz in Form von Hackschnitzeln, Pellets oder Stückholz decken. Für private Häuser muss nicht unbedingt eine Lüftungsanlage vorhanden sein. Sie mag aber da und dort in Einzelfällen ihre Berechtigung haben.

Das „Zu-Tode-Dämmen“ von Häusern mit dem befürchteten Schimmel ist nicht in erster Linie ein bauliches Problem, sondern meist durch Nutzerverhalten bestimmt. In gut gedämmten Gebäuden gibt es normalerweise keinen Schimmel, wenn richtig gelüftet wird. Auch hierzu gab es einige Tipps. Wer die warme Luft von der Küche oder die feuchtigkeitsbeladene Luft vom Bad durch offen stehende Türen ins Schlafzimmer oder in weniger geheizte Zimmer ziehen lässt, provoziert sein Schimmelproblem selbst.

Dasch ging anhand einer Reihe von sanierten Beispielobjekten auf die Möglichkeiten bei Altbausanierungen ein.

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