November 2005

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Beweidungskonzept in Außernzell vorgestellt Naturpark präsentiert nach 10 Jahren interessante Ergebnisse

Der Naturpark Bayerischer Wald e.V. hatte im Rahmen seines Jahresprogramms die Referenten Ernst Obermeier und Robert Rossa in die Naturpark - Infostelle Würzingerhaus nach Außernzell eingeladen. Bereits seit 1995 wird im Vorderen Bayerischen Wald auf ausgewählten Flächen im Auftrag der Regierung von Niederbayern eine Untersuchung durchgeführt, welche die Beweidung von naturschutzfachlich interessanten Flächen näher beleuchtet. Insgesamt vier Weidegebiete, bei Liebmannsberg, Ebenöd, Rohrstetten und bei Kopfsberg wurden über einen längeren Zeitraum mit den leichten, wiederstandsfähigen Galloways beweidet. Kajetan Höbler, der dies im Nebenerwerb durchführt, unterstützt die ganze Pilotphase mit hohem persönlichen Engagement. Viele dieser ökologisch wertvollen Flächen, die beispielsweise Orchideen beherbergen oder sehr seltene Pflanzengesellschaften Lebensraum bieten, verbuschen und wachsen im Lauf der Zeit zu. Früher gab es ein buntes Mosaik an gemähten, beweideten und brach gefallenen Flächen. Heute droht die große Artenvielfalt verloren zugehen. Im Rahmen des Pilotprojektes sollte auch ausgelotet werden, ob mit Beweidung die ansonsten aufwändige und teure Flächenmahd ersetzt werden kann. Nach fast 10 Jahren zeigen sich interessante Ergebnisse. Auf Brachflächen gehen die Pflanzenarten meist in sehr großen Umfang, oft weit über 50 % zurück. Gerade für Rote Liste Arten ist dies teilweise katastrophal. Faunistisch dagegen haben Brachen z.B. für das Braunkehlchen wichtige Bedeutung. Durch die Beweidung fördert man aber manchmal nicht nur erwünschte Arten, sondern kann auch Saumarten begünstigen, die eigentlich unerwünscht. An Hand verschiedenster Thesen, wurden verschieden Fragestellungen abgearbeitet. Teilweise besteht immer noch weiterer Forschungsbedarf. Es wird auch deutlich, dass die Beweidung alleine kein Allheilmittel ist. Auch sie ist sehr aufwändig. Man muss oft schwer zugängliche Flächen abzäunen, Wasser dort hinbringen, die Tiere umsetzen und zum Schluss die Zäune wieder entfernen. Das ganze ist betreuungsintensiv und teilweise nicht kostengünstiger als die Mahd, betrachtet man jedoch auch den Aspekt, dass wertvolles Fleisch erzeugt und in der Regionalvermarktung abgesetzt werden kann, während beim Mähen oft die Schwierigkeit der Mähgutverwertung besteht, dann hat auch die Beweidung auf ausgewählten Flächen mit einen speziellen Beweidungsmanagement eine wichtige Bedeutung. Die herkömmliche extensive Umtriebsweide, bei der wenige Tiere den ganzen Sommer auf einer großen Fläche unterwegs sind, schneidet bei den pflanzensoziologischen Untersuchungen eher schlecht ab. Vielfach kann es vorteilhafter sein, mit vielen Tieren zur richtigen Zeit nur kurz zu beweiden, um eine mahd - ähnliche Bewirtschaftung zu simulieren. Damit das Ganze nicht zu kompliziert für den ausführenden Landwirt wird, versucht man sich möglichst einfache Verhaltensregeln zurecht zulegen. Nach den interessanten Grafiken und Bilder von Ernst Obermaier ging Robert Rossa vor allem auf die Verwertung und auf die Kostenseite etwas näher ein. In diesem Fall hatten sich die Galloways, die ansonsten im schottischen Tiefland zu Hause sind, als leichte und gutmütige Rinderrasse bewährt. Anderswo können auch Auerochsen, besonders wenn es um Besucherlenkung geht, oder im Inneren Bayerischen Wald Islandpferde, erfolgreich eingesetzt werden. Heute gängige Rinderrassen sind viel zu schwer und mit einen hohen Erhaltungsbedarf an Maissilage und Leistungsfutter gewöhnt. Früher wurde mit leichteren Rinderrassen und einer intensiven Behirtung gearbeitet, die Ertragsmöglichkeiten waren entsprechend gering. Im Rahmen der Vorträge und der angeregten Diskussion am Schluss zeigt sich wieder einmal, dass zum Erhalt des typischen Landschaftsbildes der Kulturlandschaft im Naturpark Bayerischer Wald vielfältige ausgeklügelte Mechanismen und vor allem eine Portion Idealismus erforderlich sind. Dies muss auch von breiten Bevölkerungskreisen dadurch unterstützt werden, dass sie regional erzeugte Produkte, die eben wegen des höheren Aufwandes mehr kosten, trotzdem abnehmen.

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