Böhmens "Nationale Wiedergeburt" im 19. Jahrhundert
Die florierende Wirtschaft schuf im 19.Jahrhundert die Voraussetzung für die Herrschaft des Bürgertums. Bürgerliche Kreise setzen sich mit den Ideen von Goethe und Herder auseinander und rezipierten das demokratische Gedankengut der französischen Aufklärung. So bildete sich erstmals eine Art Nationalgefühl heraus. Dieser Prozess wurde als "nationale Wiedergeburt" (tschech.: "obrození") bezeichnet. Damit kam auch der ausgeprägte Antagonismus zwischen Deutschen und Tschechen zum Tragen, der sich bereits andeutete, als Josef II. Deutsch zur alleinigen Amts- und Kultursprache in den Böhmischen Ländern erheben wollte und in der tschechischen Bevölkerung auf heftigen Widerstand stieß. Bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 bildeten die Tschechen in der Donaumonarchie, die durch den österreichisch-ungarischen Ausgleich in zwei Teile zerfallen war, eine Art Staat im Staate. Sie verfügten über wirksame Herrschaftsinstrumente und eine funktionierende Nationalwirtschaft. Außerdem förderten sie ein national orientiertes Kulturleben.