Böhmen nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel die österreichisch-ungarische Habsburgermonarchie, so dass 1918 die Erste Tschechoslowakische Republik mit T. G. Masaryk als Präsidenten gegründet werden konnte. Nach 300jähriger Zwangspause hatten die Tschechen die staatliche Souveränität wiedererlangt. Die Deutschen in Böhmen galten jetzt als potentielle Staatsfeinde und nicht mehr wie in den Jahrhunderten zuvor als Teil der böhmischen Nation. Die Erste Tschechische Republik war ein aus dem österreichisch-ungarischen Vielvölkerstaat erwachsener Nationalitätenstaat, in dem die Nationalitätenprobleme ungelöst blieben. Die Deutschen konzentrierten sich als größte Minderheit neben Magyaren, Polen, Ukrainern im sogenannten Sudetenland. An die Stelle von Wien als kulturellem und politischen Gravitationszentrum trat für die Tschechen Prag. Den Deutschen in den sudetendeutschen Randgebieten fehlte ein solcher Integrationspunkt für ihre politische und kulturelle Identität, was den Erfolg der "Sudetendeutschen Partei" (SdP) Konrad Henleins (vorher "Sudetendeutsche Heimatfront" SHF) erklärt. 1935 vereinigte sie bei den Parlamentswahlen zwei Drittel der sudetendeutschen Stimmen auf sich.