Siedlungsspuren im menschenleeren Nordwald
"Eremus Nortwalt", menschenleerer Nordwald, wird das bayerisch-böhmische Waldgebirge in einer Urkunde des Klosters Metten aus dem Jahr 853 genannt. Die Bezeichnung der Mönche ist irrig: Funde von mittel- und jungsteinzeitlichen Steinwerkzeugen um Cham, Kötzting, Viechtach, aus dem Wottawatal und dem Mühlviertel beweisen, dass sich bereits vor 5000 bis 10000 Jahren Menschen in den Randbereichen des Gebirges aufhielten. Von Jägern und Fischern begangene Pfade folgten den Flusstälern des Bayerischen Waldes und Šumava. Die ersten Viehzüchter und Weidebauern ließen sich in der Bronzezeit (1800-800 v. Chr.) im Regental nieder. Seit der jüngeren Eisenzeit (800 bis 500 v. Chr.) wurde das Eisenerz des Mittelgebirges ausgebeutet.
Um 500 v. Chr. machten sich in den Randgebieten Südböhmen und Oberösterreich die Kelten bemerkbar. Der keltische Stamm der Boier zog von Bayern her über die Cham-Further Senke und gab Böhmen (Boiohaemum Celticum) den Namen. Eine Reihe von Wallburgen und Hügelgräbern beweisen die Existenz einer keltisierten Altbevölkerung in der Oberpfalz, dem Bayerischen Wald, dem Mühlviertel und Böhmen. Die Kelten gewannen und verarbeiteten Silber, Gold, Eisen und Graphit im Waldgebirge. Das bezeugen Gefäßscherbenfunde aus Graphitton. Ein Kranz keltischer Höhenbefestigungen, sog. "Oppida" umgab das Mittelgebirge. Auf böhmischer Seite waren solche Festungen in der Nähe von Bergreichenstein, Winterberg und Krummau zu finden.
Aus den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt fehlen Bodenfunde und die früheste Urkunde stammt aus dem 8. Jahrhundert. Dass der Wald trotzdem nicht menschenleer war, gilt mittlerweile als gesichert. Mehrere Pfade und Steige durchzogen als Leitlinien des frühen Handels zwischen Böhmen und Bayern das Waldgebirge.