Verstädterung in den 60er-Jahren
Die historisch gewachsene deutsch-tschechische Sprachgrenze bestand nach der Vertreibung der Deutschen fort als Grenze zwischen der alteingesessenen, ethnisch relativ homogenen Bevölkerung und den zugezogenen, heterogenen Bevölkerungsgruppen. Im Jahre 1961 erreichte die Bevölkerung in den Grenzgebieten 68,5 % der Zahl von 1910. Die Ansiedlung in den ländlichen Gebieten (45,9 %) und den Städten (unter 5000 EW: 87,3 %, über 5000 EW: 101,5 %) unterschied sich allerdings erheblich. Das Grenzgebiet wurde von einem Prozess der Verstädterung ergriffen. Während die Bautätigkeit in den Städten - noch heute prägen Plattenbauten Winterberg oder Prachatitz - stetig zunahm, verfiel die ländliche Bausubstanz zusehends. Heute gehören Prachatice (37 EW/km²) und È. Krumlov (36 EW/km²) zu den Landkreisen mit den geringsten Bevölkerungsdichten innerhalb der gesamten Tschechischen Republik (131 EW/km²). Insgesamt muß die Siedlungspolitik der tschechischen Regierung in West- und Südböhmen heute als gescheitert gelten. Die Bevölkerung hat den Stand von vor der Vertreibung der Deutschen nicht erreicht. Der Šumava ist der am dünnsten besiedelte Raum in der Tschechischen Republik.