Verödungszonen und Sperrgebiete in den 50er-Jahren

Spuren des Verfalls - Nova HurkaAls die Kommunisten im Jahr 1948 die Macht übernahmen, verschlechterten sich die allgemeinen Lebensbedingungen gerade in den schwach industrialisierten sudetendeutschen Gebieten. Viele Neusiedler, die auf den bequemen Erwerb von Grundbesitz spekuliert hatten oder ein eigenes Unternehmen gründen wollten, wanderten wieder ab. Im Grenzgebiet des Šumava verzichtete man bewusst auf eine aktive Wiederbesiedelung.

Das west- und südböhmische Grenzgebiet war in den 50er-Jahren ein ausgesprochen trostloser Ort: "Halb zerfallene Häuser und unbestellte Gärten zeugen von einem gewollten Verfall (...). In Orten, in denen früher bis 1000 Menschen gewohnt haben, fristen heute 80 bis 100 Einwohner ein kümmerliches Dasein", beschreibt ein Reisebericht die Verödung der Grenzzone plastisch. Nach 1948 wurden die Siedlungen in dieser Sperr- und Verödungszone systematisch zerstört. Spuren des Verfalls - PrasilyDort wurden seit Beginn der 50er- Jahre militärische Grenzsperranlagen ( Eiserner Vorhang) errichtet. Von den insgesamt 320 in Böhmen untergegangenen (tschech.: "zaniklá") Ortschaften befinden sich 125 in den ehemaligen politischen Bezirken Tachau, Bischofteinitz, Taus, Klattau, Schüttenhofen, Winterberg, Prachatitz und Krummau.

Die Angaben zur Zahl der wüst gefallenen und zerstörten Ortschaften im Grenzgebiet variieren sehr stark. Die zahlreichen Heimatbücher der Sudetendeutschen geben meist detailliert über einzelne Gemeinde oder bestimmte Ausschnitte des Waldgebietes Auskunft, nicht aber über die Gesamtzahl der zerstörten Orte. In einem 1965 in der Tschechoslowakei erschienenen Ortsverzeichnis wurde die Zahl der aufgelassenen Siedlungen im Grenzgebiet mit 459 angegeben. Ende der 70er-Jahre wurden etwa 650 Wüstungen geschätzt.