Das Grenzgebiet heute

Vietnamesenmarkt bei Zelezná RudaMit dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 und den damit einhergehenden geopolitischen Veränderungen rückten die Grenzgebiete schlagartig in den Mittelpunkt des Interesses der internationalen Öffentlichkeit. Mit der Euregio Bayerischer Wald/Šumava (Böhmerwald)/Mühlviertel wurde bereits im Jahr 1993 die grenzüberschreitende Zusammenarbeit institutionalisiert. Innerhalb kürzester Zeit haben anschwellende Ströme von Waren, Einkäufern, Arbeitskräften und Touristen das Erscheinungsbild der Regionen zu beiden Seiten der Grenze entscheidend verändert. Vor allem auf tschechischer Seite eröffnen sich wieder Chancen im Tourismus: Restaurants und Pensionen werden renoviert oder gegründet, markierte Wanderwege und Langlaufloipen ziehen sich durch das ehemalige Sperrgebiet. Tschechische Arbeitssuchende sind im bayerischen Grenzgebiet und darüber hinaus erfolgreich. Viele ehemals trostlose, graue tschechische Dörfer und Städte erhielten ihre Farbe und ihr Leben zurück. Aber auch negative Begleiterscheinungen der Grenzöffnung bleiben nicht aus. Zunehmende Kriminalität, Rotlichtmilieu, Rauschgift und Schleuserbanden gehören gleichermaßen zum Alltag - nicht nur der Grenzbehörden - entlang der bayerisch-böhmischen Grenze. Auf den von ehemaligen Gastarbeitern aus Vietnam betriebenen ortsfesten Märkten bestimmen Stände, an denen vornehmlich Zigaretten, Spirituosen, bunte Plastikzwerge sowie vermeintliche Markentextilien feilgeboten werden, das Erscheinungsbild. Die "Marktwirtschaft" scheint dabei von einer verdeckt operierenden Mafia geregelt. An allen größeren Grenzübergängen besteht zudem das Problem des explosionsartig emporgeschnellten Verkehrsaufkommens, das nicht nur für Grenzorte wie Furth, Cham oder Bayerisch Eisenstein, sondern für die ganze Region eine große Belastung darstellt.