Pferde auf der Schiene

Die österreichische Eisenbahngeschichte begann 1807 mit der Idee von Franz Josef von Gerstner, eine Pferdeeisenbahn zu bauen. Sein Sohn Franz Anton konnte den Bau jedoch erst 1824 in Angriff nehmen. 1827 wurde die Pferdeeisenbahn auf böhmischer Seite in Betrieb genommen, bereits 1832 verkehrte sie zwischen Budweis und Linz. Seit 1872 fuhr außerdem die Kaiser-Franz-Joseph-Bahn von Wien über Gmünd, Budweis, Strakonitz und Pilsen nach Eger. Von der Entwicklung der Pferdeeisenbahn profitierte vor allem der Salzhandel. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden täglich rund 350 Wagenladungen Salz - jährlich an die 50.400 Tonnen - aus dem Salzkammergut nach Böhmen transportiert. Seit 1836 konnte das Salz durchgehend auf der Schiene befördert werden. Neben dem Warentransport entwickelte sich ein reger Personenverkehr auf der Strecke durch Südböhmen. Eine einfache Fahrt dauerte 14 Stunden, im Scheitelbahnhof Kerschbaum konnten Reisende zu Mittag essen. Die aufsehenerregende Pferdeeisenbahn wurde allerdings bereits kurz nach ihrer Erfindung von der technischen Entwicklung der Dampflokomotive überholt. Am 15. Dezember 1872 zogen zum letzten Mal Pferde Eisenbahnwaggons über die Schienen zwischen Budweis und Linz. Heute informiert im Pferdeeisenbahnhof Kerschbaum ein Museum über die ersten Jahre der Eisenbahn in Böhmen. In dem nach historischen Originalen gebauten Luxuswagen "Hannibal II" können Besucher außerdem eine nostalgische Zeitreise ins 19. Jahrhundert unternehmen.