Erdgeschichte und Geotope

Der Pfahl ist ein mit Quarz und Schiefer gefüllter „Riss“ im Gebirgsgrund des Bayerischen Waldes. Seine weißen Quarzfelsriffe oder dunklen Schieferfelsen zeugen gleichsam als Boten des Erdaltertums von der bewegten Vergangenheit des Waldgebirges. Gegen Ende des Erdaltertums traten hier vor mehr als 275 Millionen Jahren die größten Bewegungen auf.

Entlang der Bruchlinie wurde damals der gesamte Vordere Bayerische Wald um mehrere hundert Meter gegenüber dem Inneren Bayerischen Wald angehoben. Die „Urgesteine“ veränderten sich unter enormem Druck und hoher Temperatur und wandelten sich in eine neue Gesteinsart um. Die Bayerwaldgesteine wurden dabei wie zwischen Mühlsteinen in feinste Mineralkörner zerrieben. Aus grobkörnigen, hellen Gneisen und Graniten entstanden so die feinkörnigen, dunklen Pfahlschiefer. In der Wildbachklamm „Buchberger Leite“ sind die braungrünen Pfahlschiefer-Felsen besonders reizvoll ausgeprägt und wurden im Jahr 2003 in die Liste der einhundert „schönsten Geotope Bayerns“ aufgenommen.

In die Klüfte und Hohlräume der Bruchlinie drangen in einer Tiefe von bis zu sechs Kilometern mineralreiche Flüssigkeiten ein. Bei Erdbeben stiegen diese heißen Quarzlösungen auf und setzten sich in steil stehende Klüfte und Hohlräume weit unter der Erdoberfläche ab. Die natürliche Verwitterung hat das umliegende, weichere Gestein im Laufe der Jahrmillionen abgetragen. Der sehr harte Pfahlquarz blieb mancherorts als mehr oder weniger mächtig ausgeprägter Felsenzug in der Landschaft stehen. Das Quarzriff des „Großen Pfahls“ bei Viechtach führt heute als „Bayerns Geotop Nummer eins" die Liste der einhundert schönsten erdgeschichtlichen Erscheinungsformen in Bayern an.