Viehzucht
Die Viehzucht (Schlachtvieh, Zugochsen) war ein wichtiger Erwerbszweig für die bäuerliche Bevölkerung. Am Ende des 18. Jahrhunderts galt der Šumava mit seinem Vorgebirge als größter Fleischlieferant Böhmens. Im 19. Jahrhundert war der Bayerische Wald in ganz Bayern bekannt für seinen Viehumschlag. Die größten Viehmärkte befanden sich in Cham, Viechtach und Waldkirchen. Erst in der Nachkriegszeit stellten die Bauern ihre Betriebe von der Zugochsenaufzucht auf die Milchviehzucht um. Damit wurden die Waldweidegebiete in den Hochlagen, die sogenannten "Schachten", bedeutungslos. Typisch für die Schachten sind die primitiven Hütten für die Viehhüter und vereinzelte Unterstandsbäume, unter denen sich die bis zu 300 Stück zählenden "Waldstierherden" nachts sammelten.
Diese Form der Viehzucht ist heute erloschen. Viele Schachten werden jedoch regelmäßig gemäht, vor dem nachwachsenden Wald geschützt und als Landschaftsdenkmäler gepflegt. Forst- und Landwirtschaft spielen wirtschaftlich keine Rolle mehr im Waldgebirge, sind aber zur Erhaltung der charakteristischen Fremdenverkehrslandschaft wichtig. Denn Felder und Wälder prägen schon aufgrund des Flächenanteils von etwa 90 % das Bild der Kulturlandschaft.
Im Šumava und seinem Vorland sind die Auswirkungen der ab 1949 durchgeführten Kollektivierung der Landwirtschaft unübersehbar. In der Phase des Kommunismus wurden landwirtschaftliche Einheitsgenossenschaften und Staatsgüter nach dem Vorbild der sowjetischen Sowchosen geschaffen. Die im Zuge dieser "Flurbereinigung" entstandenen monotonen, großen, meist rechteckigen Schläge erwecken auch nach der Wende vielerorts den Eindruck einer Kultursteppe. Sie kontrastieren mit dem für das Mittelgebirge typischen Wechsel von ausgedehnten Waldflächen und klein parzellierten, landwirtschaftlichen Nutzflächen.