vor 2 bis 3 Mio. Jahren

Kleiner Arbersee

kühlte das Klima auf der ganzen Erde ab: das Eiszeitalter begann. Es zeichnet sich durch den mehrmaligen Wechsel von Warm- und Kaltzeiten aus. Während der längeren Kaltphasen (etwa 100000 Jahre) herrschte ein Periglazialklima. Die Bildung von Dauerfrostböden und Solifluktion waren vorherrschende Prozesse der Kaltzeiten. In den letzten 100 Jahren diskutierten die Wissenschaftler immer wieder kontrovers über das Ausmaß der Vergletscherung im Bayerischen und Böhmerwald. Inzwischen scheint sicher: Talgletscher formten nur die höchsten Teile des Gebirges.

Eindrucksvolle Zeugen der Vergletscherung in der Würm-Kaltzeit sind Seen wie der Große und Kleine Arbersee (Foto) auf bayerischer Seite oder der Lacka- und Teufelssee in Böhmen. Sie sind Kar- und Zungenbeckenseen, modelliert durch die ausschürfende Kraft des Gletschers. Jüngste Untersuchungen belegen, dass der kleine Arbersee-Gletscher zum Zeitpunkt seiner maximalen Ausdehnung eine Länge von etwa 2600 m und eine Eismächtigkeit von mindestens 115 m aufwies (Raab 1999: XI).

Flußterrassen

Die Schneegrenze der Würmvereisung reichte vor etwa 18.000 Jahren bis in eine Höhe von ca. 1000m. Das Arbermassiv und die Region um Rachel und Lusen waren im bayerischen Teil die wichtigen Vereisungszentren. Hier finden sich auch Spuren, wie Moränen und Gletscherschliffe der drei größten Tal- und Kargletscher: Kleiner Regengletscher, Reschwassergletscher, Rachelgletscher. Die Gletscher erreichten Längen von bis zu 6 Kilometern und bildeten Eisflächen mit maximal 5 Quadratkilometern. Der überwiegende Teil der Landschaft blieb aber selbst in den kältesten Abschnitten der letzten Million Jahre eisfrei. Eine Vegetation aus Sträuchern und Gräsern dominierte, vergleichbar mit der heutigen russischen Tundra. Selbst im nicht vereisten Periglazialgebiet haben die Eiszeiten ihre Spuren hinterlassen: Hier entstanden tiefgründige Dauerfrostböden, die nur im Sommer oberflächlich auftauten. Angesichts einer spärlichen Vegetationsdecke kam es dabei schon bei geringer Hangneigung zu einem hangabwärts gerichteten Bodenfließen, der Solifluktion. An Unterhängen und Talmulden kamen Fließerden, sogenannte periglaziale Deckschichten, zur Ablagerung. Sie bilden das Ausgangssubstrat der Bodenbildung in den Warmzeiten.

Weitere Relikte kälterer Klimate sind Flußterrassen in unterschiedlichen Höhenniveaus. Infolge einer Schotterakkumulation in Kaltzeiten sowie einer Tieferlegung/Einschneidung der Flüsse in Warmzeiten, können isolierte Schottervorkommen höherer Niveaus ehemaligen Flußbetten zugeordnet werden.

Dr. Hans-Peter Niller, Dr. Monika Igl, Dipl. Geogr. Ludwig Rahm

Literatur:

Ahnert F. (1996): Einführung in die Geomorphologie.440S., Stuttgart.
Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:500 000, 4.Aufl., München 1996, 329 S.
Leser H., Haas H.-D., Mosimann T., Paester R. (1993): Diercke – Wörterbuch der Geographie. Bd.1u.2,Westermann, Braunschweig.
Press F. & Siever R. (1995): Allgemeine Geologie: eine Einführung, Heidelberg: Spektrum, Akad.Verl., 602 S.
Raab T. (1999):Würmzeitliche Vergletscherung des Bayerischen Waldes im Arbergebiet. Diss.Univ.Regensburg,327 S.
Schönenberg R.(1997): Einführung in die Geologie Europas. Freiburg, Rombach.

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