Von blühenden Wiesen und summenden Weiden

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Halbzeit im Artanreicherungsprojekt Blühender Naturpark

Wiesen mit einer bunten Pracht aus heimischen Blüten, wie Margariten, Glockenblumen, Lichtnelken und duftenden Gräsern, welche zahlreichen Schmetterlinge, summende Hummeln und emsige Bienen anlocken und von Blüte zur Blüte fliegen lassen, um Nektar und Pollen zu sammeln -solch ein Idealbild an Wiesenlebensraum verschwindet auch in unserer Region immer öfter. Stets wird durch wissenschaftlichen Fachstellen von einem fortzuschreitenden Artenrückgang in der Tier- und Pflanzenwelt berichtet. Dies spiegelt sich in den kontinuierlich steigenden Zahlen in den Roten Listen wider: seit Jahrzehnten werden jährlich immer mehr bedrohte Arten aufgenommen und gelistet. Nach Einschätzungen des Weltbiodiversitätsrats IPBES ist für den weltweiten Artenrückgang die andauernde Änderung in der Flächennutzung verantwortlich. Dabei ist es unerheblich, ob die Änderung von der Landwirtschaft, durch Flächenversiegelung oder Baumaßnahmen ausgeht – die bestehenden Lebensräume werden meist negativ beeinflusst und verschwinden mancherorts vollständig. Daher ist es umso wichtiger heimische Wiesen mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt zu sichern und vernachlässigte Wiesen wieder zum Erblühen zu bringen.

Seit 2021 schafft der Naturpark Bayerischer Wald e. V. mit dem mehrjährigen Artanreicherungsprojekt Blühender Naturpark neue Lebensräume und vernetzt vorhandene Biotope mittels neuer Wiesen-Trittsteine und trägt somit zur Erweiterung des Biotopverbunds im Naturparkgebiet bei. Im Projekt werden Mähwiesen anhand Mahdgutübertragung, Einsaat und Optimierung von Pflege wieder artenreich gemacht. Hierzu werden Samen und Mahdgut von naturschutzfachlich wertvolle Mähwiesen genutzt. Diese werden in der Regel extensiv bewirtschaftet und zeigen eine Vielzahl von Kräutern und Gräsern auf. Der gewonnene Samen und der samenhaltige Grünschnitt können auf brache und artenarme Wiese ausgebracht werden und diese wieder zum Erblühen bringen.

Hier fragt sich manch einer, warum kein herkömmliches Saatgut verwendet wird: nach § 40 Bundesnaturschutzgesetz darf in der freien Natur nur innerhalb des Ursprunggebiet gebietseigenes, so genanntes autochthones Saatgut ausgebracht werden. Für die Region 19 Bayerischer Wald und Oberpfälzer Wald ist dieses autochthone Saatgut nicht in der Zusammensetzung und Auswahl vorhanden, wie anderorts. Damit können die Vielzahl von Wiesenlebensräumen und regionale Eigenheiten nur im Bruchteil mit gekauftem Saatgut rekonstruiert werden. Die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen, welche aus regional gewonnenen Samen gewachsen sind, ist ideal, da sie an die Standortbedingungen, wie Boden, Höhenlage und Klima besser angepasst sind. Auch die Interaktion zwischen Bestäuber und Pflanze ist besser aufeinander abgestimmt und sie können optimal als Futterpflanze von heimischen Insekten und Tieren genutzt werden.

Im bisherigen Projektverlauf konnten bereits einige Wiesenlebensräume für die heimische Fauna und Flora aufgewertet werden: So sind beispielsweise vom Feldmaikäfer geschädigte Wiesen oder jahrelange Brachen, mit überhandgenommen Indischen Springkraut, vorbereitet und Samen oder Mahdgut ausgebracht worden. Bereits in der folgenden Vegetationsperiode zeigte sich ein positives Bild: Einzelne Wiese beherbergten nun über 40 Pflanzenarten - ein breites Spektrum, welches sich den Insekten, Schmetterlingen und anderen Tieren als neue Heimat anbot. (Bilderreiche von 1-4)

Nur mit der freiwilligen Unterstützung der Wieseneigentümer und mit der engen Zusammenarbeit örtlicher Landwirte und Landschaftspfleger könnten wir gemeinsam Wiesen aufwerten. So konnten in den letzten zwei Projektjahren 40 Hektar Fläche bearbeitet und über 20 ha artenreiche Wiesen realisiert werden. In den folgenden Jahren sollen noch einige Hektar artenreiche Wiesen hinzukommen, um das ehrgeizige Ziel von 90 ha zu erreichen.

Wollen Sie mithelfen und Ihre Wiese wieder zum Erblühen bringen? Sie haben Fragen zum Vorgehen und zur Förderung? Dann melden Sie sich bei der Projektkoordinatorin Andrea Rinke, a.rinke@naturpark-bayer-wald.de oder telefonisch unter 0151-18790759 oder 09922-802480.

Weiterführende Informationen zum Projekt finden Sie unter www.naturpark-bayer-wald.de und zur Artanreicherung unter https://www.lfu.bayern.de/natur/bayaz/artenschutz_pflanzen/regionaler_artentransfer/index.htm

Das Projekt Blühender Naturpark wird durch die Regierung von Niederbayern, Höhere Naturschutzbehörde mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.

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