Naturpark-Wasserbüffelmaßnahmen auf Feuchtflächen sind ein Erfolgsmodell
Wildland-Stiftung als wichtigster Flächenpartner
Landkreis Freyung-Grafenau. Die Flächen mit extensiver Wasserbüffelbeweidung nahmen in den vergangenen Jahren im Landkreis Freyung-Grafenau kontinuierlich zu. Für die Artenvielfalt und den Wasserrückhalt ist das eine gute Nachricht.
Wasserbüffel eigen sich hervorragend für Naturschutzbeweidungen, insbesondere von Auen. Sie öffnen die dortige Vegetation durch Fraß, Tritt und das Anlegen von Suhlen und bringen so eine Dynamik in diesen Lebensraum zurück, die an den meisten Fließgewässer verlorengegangen ist. Zahlreiche Arten profitieren davon. Im Naturpark-Wasserbüffelprojekt Erlauzwiesel bei Waldkirchen haben sich, wie das dortige Monitoring zeigt, bereits nach zwei Jahren der Beweidung die Offenlandbereiche mit Biotopqualität um 20 Prozent vergrößert. Aus Springkrautfluren haben sich hochwertige Nasswiesen entwickelt. Die Vegetationsstruktur vormals monotoner Grasbestände wurde aufgelockert und wesentlich kräuterreicher. Weidengebüsche wurden stark aufgelichtet und wichen einer artenreichen Nasswiesenvegetation. Insgesamt hat sich die Zahl der Pflanzenarten dort nahezu verdoppelt. „Aber auch auf allen anderen naturschutzbegleiteten Wasserbüffelbeweidungsflächen im Landkreis Freyung-Grafenau kann man eine solch positive Entwicklung beobachten“ berichtet Marco Müller, der die Maßnahmen für den Naturpark Bayerischer Wald fachlich begleitet.
Besonders positiv an den Wasserbüffelweiden ist zudem, dass die Flächen ausgesprochen nass bleiben können. Drainagesysteme, die im feuchten Grünland vor Jahrzehnten flächendeckend angelegt wurden, müssen nicht mehr teuer instandgehalten werden. Gleichzeitig dient jeder Quadratmeter, der nicht entwässert wird, dem Wasserrückhalt, einem Thema, dem laut vieler Experten in den kommenden Jahren höchste Priorität eingeräumt werden muss. „Dabei geht es nicht nur um Hochwasserschutz, sondern auch um die wichtigen Lokalniederschläge, also Schauer, die sich aus der Verdunstung von nichtentwässerten, verdunstungsfähigen Flächen speisen, besonders im Hochsommer“, so Müller weiter.
In den vergangenen vier Jahren konnten die naturschutzbegleiteten Wasserbüffelbeweidungen von 6 Hektar auf insgesamt 36 Hektar Weidefläche ausgeweitet werden, verteilt auf mittlerweile 12 Einzelflächen. Alle Flächen waren vor der Beweidung bereits in der Landschaftspflege oder lagen brach. Allen Flächen ist gemein, dass sie für eine herkömmliche Grünlandbewirtschaftung aufgrund ihrer Nässe und weiterer Faktoren ungeeignet sind.
Wichtigster Partner für den Naturpark sei dabei die Wildland-Stiftung Bayern, so Müller. Auf insgesamt vier Flächen der Wildland-Stiftung mit einer Fläche von insgesamt 11,2 Hektar wurden extensive Wasserbüffelweiden etabliert. Erst in diesem Jahr wurde eine in den Vorjahren aufwendig mit Spezial-Mähtechnik gepflegte Nasswiese bei Annathal in eine Büffelweide umgewandelt. „Elementar ist dabei, dass die Flächen mit einem an die Anforderungen der Flächen abgestimmten Beweidungsregime gepflegt werden. Beliebig viele Tiere auf eine Fläche zu zäunen und abzuwarten, was passiert, führt nicht zum Erfolg“, erklärt Müller. Umso wichtiger sei daher der intensive Austausch mit den Tierhaltern. Mittlerweile sind alle drei Wasserbüffelhalter im Landkreis Freyung-Grafenau in Naturschutz-Beweidungsmaßnahmen eingebunden. Einer von ihnen ist Manuel Lenz aus Hinterschmiding. Neun seiner derzeit 27 Wasserbüffel setzt er in diesem Jahr für Naturschutzprojekte ein. Zuletzt brachte er fünf Wasserbüffel auf die neu etablierte Weide rund um den Landschaftsweiher in Hinterschmiding. Auch dort war die Pflege und Offenhaltung der Fläche bislang aufgrund der Nässe, des Verbuschungsdrucks und des Bibers sehr aufwendig. „Die Wasserbüffel sorgen nun dafür, dass die Verbuschung durch Weiden nicht überhandnimmt und erledigen die Pflege durch den Fraß der Gräser ganz mühelos“, erklärt Manuel Lenz. „Dabei fressen sie vor allem die Sauergräser sehr gerne und kommen wegen ihrer speziellen Klauen auch super mit nassen Bedingungen zurecht“. Jeden Herbst sollen die Wasserbüffel nun für wenige Wochen an den Landschaftsweiher kommen. Für Bürgermeister Fritz Raab ist das eine gute Sache: „Durch die Büffel wird die Gemeindefläche nun hoffentlich optimal gepflegt und die Spaziergänger haben auch noch eine Attraktion zu beobachten, auch wenn sie während der kurzen Weidezeit nun nicht mehr direkt entlang des Ufers gehen können.“
Neben der Fläche am Landschaftsweiher beweidete Manuel Lenz mit seiner Herde auch die Wildland-Fläche in der Nähe von Annathal. Zusammen mit Naturparkmitarbeitern und dem Tierhalter überzeugte sich der Geschäftsführer der Wildland-Stiftung, Robert Boese, in diesem Sommer selbst vom Erfolg der Maßnahme. Robert Boese zeigte sich dabei beeindruckt von der Entwicklung: „Artenvielfalt auf unseren Flächen zu schaffen ist genau das, was wir als Wildland Stiftung möchten. Und hier ist das auf einem wunderbaren Weg.“ Zudem ergänzte er, dass Offenlandfläche auch für viele Wildtiere unattraktiv werden, wenn sie verbrachen. Der Grundsatz, dass alle Naturpark-Wasserbüffelweiden auch wilddurchlässig sein müssen, wäre natürlich auch im Interesse der Wildland-Stiftung. Marco Müller betont, dass einige Wildland-Flächen zu den Naturschutzjuwelen des Landkreises gehören. Auf der Fläche bei Annathal wurden der Böhmische Enzian und die Waldbirkenmaus nachgewiesen, beide zählen zu den seltensten Arten in Bayern überhaupt und sind vom Aussterben bedroht beziehungsweise stark gefährdet. Zudem zähle die Fläche bei Annathal zu den regional wohl wichtigsten Populationsquellen des Grasfrosches.
Beim Thema „extensive Beweidung“ mit Wasserbüffeln oder anderen Weidetieren ziehen alle Naturschutzakteure im Landkreis an einem Strang. Neben den Projekten des Naturparks oder der Wildland-Stiftung, haben auch der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz, die Sielmann-Stiftung oder der Nationalpark Bayerischer Wald schon entsprechende Maßnahmen initiiert. In vielen Fällen, wie den oben erwähnten Beispielen, kommen dabei Fördermittel des Bayerischen Umweltministeriums über die Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinie (LNPR) zum Einsatz.