Naturpark-Projekt Holunderknabenkraut

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Ziel: Erhalt seltener Wiesenorchideen

Zwiesel. Das Artenhilfsprojekt „Holunderknabenkraut im Bayerischen Wald“ wurde 2024 seitens des Naturparks Bayerischer Wald e. V. ins Leben gerufen. Das Projekt wird durch die Regierung von Niederbayern, Höhere Naturschutzbehörde mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert. Im Fokus des Projekts steht eine mittlerweile sehr selten gewordene Orchideenart, das Holunderknabenkraut. Die botanische Rarität mit dem wissenschaftlichen Namen Dactylorhiza sambucina (L.) kommt in ganz Europa vor, gilt in Bayern und Deutschland aber als vom Aussterben bedroht. Nicht nur durch ihre Seltenheit ist sie eine Besonderheit unter den Wiesenorchideen im Bayerischen Wald. Auch im Volksmund als „Adam und Eva“ bekannt, kommt sie nämlich in roten und gelben Farbvarianten vor. Ihr leichter Duft erinnert an Holunder. Die auffällige Blütenpracht zeigt sich im Frühjahr schon ab Mitte April bis in den Mai hinein. Die zarten Blüten der Frühblüher sind auf die Bestäubung durch die ersten Fluginsekten nach der Schneeschmelze angewiesen, nämlich den Hummelköniginnen. Standorte der Orchidee sind magere Berg- und Flachlandmähwiesen. Diese artenreichen und geschützten Lebensräume entstanden durch die frühere extensive Grünlandnutzung mit wenigen Mahden, keiner oder geringer Düngergabe sowie der sogenannten Wiesenwässerung. Vor 100 Jahren war das Holunderknabenkraut daher noch eine weit verbreitete Orchidee auf den Bergwiesen der bayerischen Mittelgebirge. Seitdem sind die Bestände durch die Intensivierung der Landwirtschaft mit häufiger Mahd- oder Weidenutzung, Düngung und frühen Mahdzeitpunkten dramatisch zurückgegangen. Auch die Nutzungsaufgabe und die damit einhergehende Verbrachung und Verbuschung oder gezielte Aufforstung lassen den Lebensraum der Orchidee verschwinden. Der Klimawandel mit immer früherem Vegetationsbeginn und dann doch wieder plötzlichen Spätfrösten sowie Trockenheit wirkt sich ebenfalls negativ auf die Art aus.

Ziel des Projekts ist der Erhalt und die Stabilisierung der noch vorhandenen Restvorkommen sowie eine Ausweitung auf geeignete oder wiederhergestellte Flächen. Bekannte, noch besiedelte Standorte sind dabei über die Landkreise Freyung-Grafenau, Deggendorf, Straubing-Bogen und Passau verstreut, wobei die Orchidee auf einer Bandbreite von ca. 500 bis 1.000 Höhenmetern verbreitet ist. Kern der Projektarbeit ist die kontinuierliche Erfassung der Bestandsdaten, um den Zustand der Populationen, der Standorte und das Entwicklungspotential einschätzen zu können. Daraus ergeben sich Maßnahmenempfehlungen für den fortlaufenden Schutz, der Stabilisierung sowie einer möglichen Ausweitung der Vorkommen. Eine alljährliche Mahd nach der Samenreife der Orchidee Ende Juli, Anfang August sowie die Herstellung offener Bodenstellen sind dabei essentielle Pflegemaßnahmen zum Erhalt der Art. Die enge Zusammenarbeit mit den entsprechenden Eigentümern und Bewirtschaftern sowie die Beratung und intensive Öffentlichkeitsarbeit ermöglichen es, dem Rückgang dieser besonderen Orchidee effektiv gegenzusteuern, ihren Lebensraum, der auch für viele weitere seltene Arten essentiell ist, wiederherzustellen, zu verbessern und zu sichern.

Die Projektkoordinatorin Heidi Heigl arbeitet seit 01.07.2023 beim Naturpark Bayerischer Wald und ist täglich erreichbar. Haben Sie Hinweise auf das Vorkommen des seltenen Holunderknabenkrauts? Bei Hinweisen oder Anfragen und für nähere Informationen wenden Sie sich direkt an

Heidi Heigl
Telefon 015174515644
E-Mail h.heigl@naturpark-bayer-wald.de

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