Landschaftspflegeforum des Naturparks, BUND und ILE

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Mähen schwieriger Flächen und dabei die Tierwelt schonen

Hängig, starkes Relief und eine Vielzahl hochwertiger Tier- und Pflanzenarten. So gestalten sich im Bayerischen Wald so manche Landschaftspflegeflächen, durchaus aber auch einige Wirtschaftswiesen. Wie können diese Flächen schonend aber effizient gemäht werden und das Material aus den Flächen transportiert werden? Insgesamt rund 15 interessierte Landwirte und Landschaftspfleger sowie Mitarbeiter des Landratsamts und von Naturschutzverbänden informierten sich hierüber bei einer Nachmittagsveranstaltung des Landschaftspflegeforums des Naturparks Bayerischer Wald, des BUND-Projekts „Quervernetzung Grünes Band“ und der ILE Ilzer Land an den Hängen des Haidels bei Obergrainet.

Auf einer Landschaftspflegefläche mähte Lohnunternehmer und Landschaftspfleger Helmut Schmutzer mit seinem etwa sechs Meter breiten Doppelmessermähwerk des Herstellers BB-Umwelttechnik ein Stück der dortigen Wiese, welche nach zwischenzeitlicher Brache im Rahmen der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie wieder in Pflege genommen wird. Scheinbar spielerisch bewegte sich der niedrige Carraro-Schlepper mit dem Frontmähwerk durch das buckelige, steile Gelände. Die trotz alledem saubere und breitflächige Ablage des Mähguts sorgte bei vielen, die diese Technik noch nie oder zuletzt vor Jahrzehnten die Vorläufer gesehen haben, für Staunen. Mitorganisator Tobias Windmaißer vom BUND-Projekt, betonte, dass eben diese breitflächige Ablage einen zeitlich verzögerten und reduzierten Kreiselheuereinsatz bewirken kann, egal ob auf Landschaftspflege- oder Wirtschaftswiesen. Dies führe – neben der gegenüber rotierenden Mähwerken schonenderen Mahd des Doppelmessers – insgesamt zu erheblich geringeren Insektenverlusten. Schmutzer ergänzte, dass diese Technik auch betrieblich gesehen den Bewirtschaftungsaufwand und die Kosten enorm senkt, was das aufwändigere Schleifen der Messer und Ersatzmesser durchaus aufwiegen könne.

Danach ging es ans Schwaden. Auch hier kam eine spezielle Technik zum Einsatz, nämlich ein Kammschwader. Die Vor- und Nachteile dieser alten, vom Hersteller wiederbelebten Technik wurden zwischen allen Teilnehmern intensiv diskutiert. Letztlich aber überzeugte die flexible Bodenanpassung auf der buckeligen Fläche und die lockere Schwad. Letztere bedingt in Kombination mit der besagten breiten Ablage des Mähguts durch das Doppelmessermähwerk, dass für trockenes Heu oder Landschaftspflegematerial mindestens ein, wenn nicht sogar zweimal Kreiselheuen entfallen – ein enormer Gewinn, besonders auf sensiblen und auf feuchten Flächen. Auf solchen kann der Kammschwader ohnehin seinen größten Vorteil ausspielen: durch den Frontanbau wird das Mähgut aufgeschwadert, bevor der Schlepper drüberfahren und es nochmal ins Feuchte drücken kann.

Unterm Strich wird bei dieser Form der Pflege die Tierwelt deutlich geschont. Allerdings kann die Technik noch so insektenschonend sein, das Mähen einer Wiese verändert den Lebensraum für Tiere von einen auf den anderen Moment: das Mikroklima wechselt von feucht auf trocken, Kleintiere sind in einer gemähten Wiese Räubern gegenüber schutzlos und zum Zeitpunkt der Mahd immobile Puppen oder Insekteneier werden mit dem Mähgut abgeführt. Das Brachfallen einer Wiese hätte allerdings nicht nur für die Pflanzenartenvielfalt deutliche Nachteile. Auch die Vielfalt an Insekten und anderen wiesenbewohnenden Tieren würde stark abnehmen. „Diesem Dilemma“, so Marco Müller vom Naturpark, „kann man in der Praxis durch jährlich wechselnde Altgrasstreifen begegnen“. Von den nicht gemähten Refugien aus kann die Rückbesiedelung der restlichen Wiese erfolgen. Auf Wiesen mit solchen Altgrasinseln – selbst wenn diese nur einen Bruchteil der gesamten Wiesenfläche ausmachen – gäbe es zum Beispiel eine bis zu zehnfach erhöhte Anzahl an Heuschrecken. Geschickt eingerichtet können diese blütenreich sein und als wertvoller Samenspender für die ganze Wiese dienen – schließlich sollten die wechselnden, ungemähten Bereiche bevorzugt an kräuterreichen Stellen der Wiese belassen werden.

Die Organisatoren schauen jetzt schon nach vorn und freuen sich auf die nächste Veranstaltung des Landschaftspflegeforum am 06.09.2023 in Freyung und Hohenau zum Thema Mähgutverwertung.

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