Eingetaucht in die Geschichte des Böhmerwaldes

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Dokumentarfilm sorgt für volles Haus in den NaturparkWelten

Bayer. Eisenstein. Zu einer ganz besonderen Filmvorführung hatte der Naturpark Bayerischer Wald am vergangenen Samstag in den Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein eingeladen. Etwa 75 Besucher kamen direkt an die Grenze, um in die wechselvolle Geschichte des Böhmerwaldes einzutauchen, die der Dokumentarfilm „Tiefe Kontraste/Hluboké kontrasty“ beleuchtete.

Die Filmemacherin Lenka Ovčáčková, die für das Drehbuch des Films, die Kamera, den Ton, den Schnitt und auch die zweisprachige Übersetzung des Films in Eigenregie verantwortlich zeichnet, reiste extra zur Vorführung aus Prag an. Sie wurde 1977 in Uherské Hradiště in Mähren geboren und wuchs in den Weißen Karpaten auf. Sie studierte Deutsch und Humanwissenschaften und promovierte im Fach Philosophie und Geschichte der Naturwissenschaften an der Karls-Universität in Prag. Sie widmet sich bereits über zehn Jahre dem Dokumentarfilm und den Themen Grenze, Grenzlandschaften, verlorene und wiedergefundene Landschaften. Besonders angetan aber hat es ihr der Böhmerwald, die ausgedehnten Wälder, die grenzenlose Natur, der kulturhistorische Reichtum sowie die vielfältigen Lebensbilder der Menschen, wie die Regisseurin bei ihrer Einführung in den Film verriet.

Durch die persönlichen Geschichten der interviewten Personen wird im Film die historische Geschichte des Böhmerwaldes erzählt und das Geschehene versöhnend dargestellt. Augenmerk des Films liegt auf den Grenzbewohnern, die schon immer in der Region gelebt haben und jenen deutschsprachigen Tschechen, die die Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen mussten; auf jenen, die bleiben konnten/mussten und auf jenen Tschechen, Deutschen und Österreichern, die in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg oder erst in den letzten Jahrzehnten in das Grenzgebiet umgezogen sind.

Aber auch die aktuelle Geschichte und Situation an der Grenze kommt im Film nicht zu kurz. Viele engagierte Menschen, darunter auch viele junge Leute, zeigen über das Erlernen der jeweils anderen Sprache, über persönliche Freundschaften oder gemeinsame kulturelle Veranstaltungen Neugier, den Nachbarn wieder neu zu begegnen.

Umrahmt wurde der gesamte Dokumentarfilm durch Zitate von berühmten Schriftstellern und Dichtern wie Adalbert Stifter, Johannes Urzidil, Johann Peter, Josef Váchal und Karel Klostermann; sie ließen die Zuschauer zusammen mit der Musik und Landschaftsaufnahmen in den Böhmerwald eintauchen.

Die Ergriffenheit der Zuseher kam in dem vollständig gefüllten historischen Wartesaal des Grenzbahnhofes in der anschließenden Diskussion und bei weiteren Gesprächen zum Ausdruck und führten zu einer ganz speziellen Atmosphäre. Zudem waren Interviewte aus dem Film anwesend, die die Diskussion bereicherten.

Der Film hinterließ bei den Besuchern eine nachdenkliche Stimmung, weckte aber offenkundig auch Interesse, sich mit der deutsch-tschechischen Geschichte auseinanderzusetzen und sich für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Austausch einzusetzen.jm 

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