Dem Wasser in der Brennerin auf der Spur

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Ein Naturpark-Wandertipp zu den „17 Zielen“

Neureichenau.

Die Naturpark-Umweltstation Waldkirchen führte vor kurzem im Rahmen des Projekts „17 Ziele – Mehr als 17 Möglichkeiten die Welt zu ändern“ eine geführte botanisch-naturkundliche Wanderung in der Brennerin bei Altreichenau durch. Mit diesem Wandertipp kann man die Brennerin mit ganz neuen Augen kennen lernen.

Die Wanderung beginnt beim Loipenstüberl am Adalbert-Stifter Geh- und Radweg in Altreichenau und folgt zunächst dem Rundwanderweg 11 „Fuchsenstein-Brennerin“. Nach den letzten Häusern breiten sich beiderseits des Weges von Hahnenfuß gelbblühende Wiesen mit tollem Blick zum Dreisessel aus. Bei einem Halt lassen sich einige Pflanzenarten bestimmen, besonders ins Auge fällt die Schwarze Teufelskralle. Zwar sind diese Wiesen artenreicher als eine „Durchschnittswiese“ in Bayern, im Vergleich zu den später folgenden Wiesen in der Brennerin sind sie jedoch intensiver gedüngt und genutzt. Es folgt ein Wegstück durch den Wald, wo beim Abzweig Fuchsenstein der Hauptweg weiterverfolgt wird und nach kurzer Zeit die Brennerin erreicht wird.

Anhand der unterschiedlichen Pflanzen, wie Waldsimse, Pfeifengras, Kälberkropf, Silberdistel, fällt mit etwas geschultem Auge das kleinräumige bunte Mosaik von moorigen Bereichen, Feuchtwiesen, Hochstaudenfluren und Magerwiesen auf. Diese Vielfalt wurde durch menschliche Tätigkeit geschaffen, da hier sogenannte Wässerwiesen angelegt wurden. Dazu wurden mehrere hangparallele Gräben gezogen um die Vorteile der Bewässerung, wie früherer Schneeabgang und Düngung zu nutzen. Wissenschaftlich belegt ist eine Ertragssteigerung durch die düngende Wiesenbewässerung von etwa 25 % mehr Biomasse im Vergleich zu nicht bewässerten Wiesen. Aber der produktionssteigernde Faktor in der Landwirtschaft war nicht der einzige positive Effekt. Ebenso bedeutend war der Beitrag zum Hochwasser- und Erosionsschutz, zur Trinkwasserversorgung und den kleinklimatischen Änderungen wie die abkühlende Wirkung und gesteigerte Bildung von Nebel, Tau, Reif und von lokalen Sommerniederschlägen. Die Wässerwiesen führten zu einer wesentlichen Verlängerung der Aufenthaltsdauer von Wasser in der Landschaft und erweiterte die Fläche mit Wasserpufferung und Grundwassereinspeisung.

Heute werden die Gräben wieder von der Kreisgruppe Freyung-Grafenau des Bund Naturschutzes teils in mühevoller Handarbeit wieder reaktiviert und die Flächen durch spezielle Pflege in einer hohen Artenvielfalt erhalten. Durch die wieder in Betrieb genommenen Wässerwiesen und den damit verbundenen Wasserrückhalt in der Landschaft mit einer positiven Beeinflussung des Kleinklimas wird ein Beitrag zum Nachhaltigkeitsziel 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“ geleistet. Da die Wanderung im Zusammenhang mit dem Naturpark-Projekt „17 Ziele – Mehr als 17 Möglichkeiten die Welt zu ändern“ der Umweltstation Waldkirchen stand, wurden gemeinsame Denkanstöße für mehr Klimaschutz diskutiert. Heutzutage ist ein jeder dazu aufgerufen, einen Beitrag zum Kilmaschutz und für eine lebenswerte Zukunft künftiger Generationen zu leisten. Beispielsweise kann ein Verzicht auf Flugreisen nicht als einschränkend betrachtet werden, sondern ist verbunden mit neuen Qualitäten und Freiheiten bei einer Zug- oder Fahrradreise.

Der Weg führt vorbei an der „Brennerinhütte“ mit ihrem besonderen Bewacher und den zahlreichen bunten Nistkästen und Gestalten bis zu einer großen Wiese, wo die Baumgruppe in der Mitte ins Auge fällt. Dort lassen sich Mauerreste erkennen, die von einer ehemaligen Glashütte zeugen. In den historischen Quellen findet sich lediglich der Hinweis, dass nach 1610 Achatz Reichenberger neben der Glashütte zu Oberreichenau, dem heutigen Altreichenau, mehrere Wanderglashütten in den Wäldern um den Dreisessel betrieb. Da sich in historischen Karten die Ortsbezeichnung Malzenreith findet, lässt sich vermuten, dass hier vielleicht auch bewohnte Häuser standen. Über den Wanderweg Nr. 1 und einer Flurstraße führt der Weg um zahlreiche Gedankenanstöße hinsichtlich Klimaschutz und neuer Eindrücke reicher zurück zum Ausgangspunkt.

Das Projekt „17 Ziele“ der Naturpark-Umweltstation Waldkirchen findet im Rahmen „Umweltbildung.Bayern“ der vom Bayerischen Staatsministerium geförderten Projekte der Bildung für Nachhaltige Entwicklung statt.

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