Besuch bei der „Mutter des Bayerwalds“

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Großes Interesse an Führung durch das Kloster Niederaltaich

Zwiesel/Niederalteich. Fast 80 Teilnehmer waren jüngst zu einer gemeinsamen Veranstaltung des Naturparks Bayerischer Wald und des Naturkundlichen Kreises Bayerischer Wald nach Niederalteich gekommen. Ziel der Veranstaltung unter der Leitung von Fritz Pfaffl und der Führung von Johannes Molitor war es, die „Mutter des Bayerischen Waldes“, das Kloster Niederaltaich, näher vorzustellen.

Johannes Molitor, der Geschichte studiert hat, ist ein fundierter Kenner der Abtei Niederalteich. Die Basilika wurde auf 312 Metern Meereshöhe auf einem Hügel an der Donau errichtet. Trotzdem wurde die Basilika in jedem Jahrhundert von Hochwässern überflutet. Es gibt Berichte, dass mit Kähnen in der Kirche herumgefahren wurde und die Altäre in den zweiten Stock geschafft wurden. Im Jahr 1840 wurde der Kreuzgang zerstört.

Das Gründungsjahr der Abtei wird mit 741 angegeben. Die Jahreszahl 731 wird oft fälschlich genannt, weil man gerne ältere Jahreszahlen nutzte – älter galt oft als wertvoller. Während man den Gemeindenamen heute mit „ei“ schreibt, wird das Kloster Niederaltaich nach wie vor mit „ai“ geschrieben. Frühere Bezeichnungen waren Altaha oder Altach. Die Silbe „Alt“ steht eigentlich für „Wasser“, „Ach“ oder Ache“ bzw. „Aha“ stehen ebenfalls für „Wasser“. „Altaha“ heißt demnach eigentlich „Wasser-Wasser“.

Dem Kloster wurden Gäubodenhöfe geschenkt, damit es wirtschaftlich in der Lage war, den „Nordwald“ zu kultivieren. Im 10. Jahrhundert erfolgte dann ein Niedergang, das benediktinische Leben verschwand. Später kamen die Chorherren. Eine neue Ära begann mit Gunther, jenem thüringischen Adeligen, der in das Kloster eintrat, weil er dem weltlichen Leben entsagen wollte. Verschiedene Rodungswellen in den Nordwald hinein gingen von Niederalteich aus, zuerst die Bereiche im Lallinger Winkel, dann entstand die Propstei Rinchnach, erst später entstand Frauenau.

Im November 1802 wurde im Rahmen der Säkularisation das Kloster Niederalteich aufgelöst. Der häufige Vorwurf, die Klöster hätten ihre Untertanen ausgebeutet, stimmt in diesem Fall nicht. Die Bauern im Bayerischen Wald hatten Erbrecht, das Soziale war geregelt – beim Staat gab es das damals nicht. Niederaltaich wurde später von Metten aus neu gegründet.

In der Blütezeit hatte das Kloster Niederaltaich etwa 14 000 Hektar Grund und war reicher als Tegernsee und Benediktbeuren. Etwa 100 Ortschaften wurden von Niederalteich aus angelegt. Eigentlich war die Basilika einst gotisch. Im Jahr 1741 zur 1000-JahrFeier aber war Barock modern und die Basilika wurde barockisiert. Lediglich an einer Säule im vorderen Bereich wurde ein kleines Stück einer gotischen Säule sichtbar gelassen. 

Nach dem Rundgang durch Basilika und Sakristei endete die Führung und man war sich einig: Bei über 200 Fresken und bei der reichhaltigen Ausstattung muss man unbedingt wieder kommen, um mehr Zeit zum Schauen und Staunen zu haben.löf 

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